Kampf der Giganten

Schotten übertrumpfen Barclays-Gebot für ABN Amro. Zerschlagung der niederländischen Großbank droht

DEN HAAG/BERLIN dpa/taz ■ In der Übernahmeschlacht um die niederländische Bank ABN Amro will sich die Royal Bank of Scotland (RBS) nicht geschlagen geben. Zusammen mit zwei weiteren Großbanken, der spanischen Bank Santander und dem belgisch-niederländischen Finanzkonzern Fortis, hat sie gestern ein neues Kaufangebot über 72 Milliarden Euro gemacht. Damit will die RBS in letzter Minute die britische Barclays Bank ausbooten, die sich mit ABN Amro schon auf eine Fusion im Wert von 67 Milliarden Euro geeinigt hatte – die größte Fusion aller Zeiten.

ABN-Amro-Chef Rijkman Groenink hatte sich für die Barclays-Offerte entschlossen, weil damit seine Bank weitgehend intakt bliebe. Nur die US-Tochter LaSalle sollte verkauft werden. Investoren, insbesondere der Hedgefonds TCI, fordern jedoch die Zerschlagung von ABN Amro. Durch den Verkauf der Einzelteile erhoffen sie sich weit höhere Gewinne als durch den Erhalt der etwas behäbigen Bank. Bisheriger Erfolg der TCI-Kampagne: Der Kurs der ABN-Aktie legte seit Beginn des Übernahmepokers um ein Drittel zu.

RBS, Banco Santander und Fortis wollen, falls sie zum Zuge kommen, ABN Amro unter sich aufteilen. Die RBS hat es vor allem auf LaSalle abgesehen und will den geplanten Verkauf an die Bank of America unbedingt verhindern.

TCI hält nur drei Prozent an ABN Amro. Welche Macht er trotzdem ausüben kann, hatte TCI-Chef Christopher Hohn schon demonstriert, als er vor zwei Jahren die Fusion der Deutschen mit der Londoner Börse verhinderte. Im Februar dieses Jahres hatte er die ABN-Chefs der Unfähigkeit bezichtigt, weil der Aktienkurs hinter dem der Konkurrenz herhinke. Groenink sah keinen Ausweg, als sich in die Arme von Barclays zu flüchten. Die Fusionspläne sehen Abbau oder Auslagerung von 22.800 Stellen vor.