BASF bringt die Genkartoffel raus

Der Ludwigshafener Konzern darf im Großversuch gentechnisch veränderte Kartoffeln auf dem Acker testen. Verkaufen darf er manipulierte Knollen aber noch nicht. Die Sicherheitsbedenken der EU-Behörden sind zu groß. BASF setzt nun auf einen Trick

Drei Gentechnik-Gegnern wurde diese Woche am Amtsgericht Ebersberg bei München der Prozess gemacht. Zwei der Angeklagten, Rainer Kubach und Tanja Hinze, waren 2006 verantwortlich für die Homepage www.gendreck-weg.de; der dritte, Jürgen Binder, hatte zum Aktionswochenende geladen, um ein Genmaisfeld zu zerstören. Obwohl er die Veranstaltung zwei Wochen vor Termin wieder abgesagt hatte, forderte der Staatsanwalt 80 Tagessätze. Der Richter sprach die Homepagebetreiber frei, verhängte gegen Binder jedoch 50 Tagessätze à 30 Euro. Denn er habe zur Straftat aufgerufen. TAZ

VON WOLFGANG LÖHR

Für die auf Genpflanzen setzende BASF Plant Science ist es nur ein Etappensieg: Zwar kann das Ludwigshafener Unternehmen in diesem Frühjahr mit 677 verschiedenen Arten von Genkartoffeln einen großen Freilandversuch starten. Es darf an zehn Standorten in sechs verschiedenen Bundesländern die Knollen ausbringen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilte dazu die Erlaubnis. Aber dringender noch wartet die BASF auf eine ganz andere Genehmigung.

Denn: Eigentlich wollte das Unternehmen längst in die kommerzielle Vermarktung seiner gentechnisch veränderten Stärkekartoffel Amflora eingestiegen sein. Doch dieses Vorhaben hat die EU-Kommission wegen Sicherheitsbedenken gestoppt.

Kritiker befürchten, Amflora könne zum „Türöffner für die grüne Gentechnologie“ werden, die bislang nur von wenigen akzeptiert wird. Amflora ist eine Kartoffel, bei der Gentechniker die Stärkezusammensetzung verändert haben. Ihre Stärke soll vor allem in der Papierherstellung oder Garnproduktion eingesetzt werden – und besonders günstig sein. Die BASF hat auch die Nutzung in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie beantragt – so könnten Kartoffelreste verfüttert werden –, doch bei Verbrauchern soll die Gentechstärke nicht ankommen.

Zum Problem für die BASF wurde jedoch ein in den Knollen vorhandenes Marker-Gen, das eine Resistenz gegen die auch in der Medizin eingesetzten Antibiotika Kanamycin und Neomycin verleiht. Nach den EU-Regeln sollen kommerziell gehandelte Genpflanzen aber keine Resistenzgene gegen medizinisch relevante Antibiotika enthalten.

Erst nachdem Amflora das Brüsseler Genehmigungsprozedere schon so gut wie hinter sich hatte, unterbrach die EU-Kommission aufgrund von Protesten das Verfahren. Die Europäische Lebensmittelbehörde (Efsa) sollte ihre zuvor ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung für das Resistenzgen noch einmal überprüfen.

Die Stellungnahme, in der die Efsa ihre ursprüngliche Position bestätigt, liegt zwar seit wenigen Tagen vor, doch für die BASF-Kartoffel Amflora könnte es trotzdem eng werden. „Spätestens Anfang Juni“, so Susanne Brenner von der BASF, müssen die Knollen in der Erde sein.

Die BASF versucht es mit einem Kniff: Sie hat beim BVL nun ein extra Experiment mit Amflora beantragt. Auf drei Versuchsflächen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern soll die Knolle wachsen. Allein in Sükow bei Perleberg, Brandenburg sind dafür fast 80 Hektar vorgesehen. Genau genommen ist das der Beginn der Kommerzialisierung: Laut Antrag sollen die geernteten Kartoffeln später, wenn die EU-Genehmigung vorliegt, als Saatgut genutzt werden.