Grüner Minister in Erklärungsnot

AKW STADE

Mies gelaufen ist die Woche für Niedersachsens grünen Umwelt- und Energieminister Stefan Wenzel: Erst erklärten Mitarbeiter seiner Atomaufsicht tagelang, ihr Ressortchef hätte rein gar nichts vom Austritt radioaktiv verseuchten Wassers aus dem Schrott-Reaktor Stade wissen können. Der Minister sei schlicht nicht informiert worden – obwohl sich der für 2015 vorgesehene Abriss damit um Jahre verzögert. Mehr noch: Schon am Montag werde Wenzel im Umweltausschuss des Landtags persönlich klarstellen, warum die Beamten seiner Atomaufsicht den Radioaktivitätsaustritt monatelang verschwiegen hatten, versicherte sein Sprecher.

Wer allerdings nicht im Ausschuss erschien, war Stefan Wenzel. Auch seine Ministerialbeamten wollten sich in der Frage, wann der Minister was wusste, nicht mehr festlegen: Zu Auskünften seien sie „nicht autorisiert“. Die Parlamentarier möchten sich doch bitte an Wenzel selbst wenden – was der CDU-Abgeordnete Martin Bäumer auch tat. Die Beantwortung steht am kommenden Freitag im Landtag an.

Derart unter Druck entschied sich der Minister am Mittwoch für die Offensive: Ja, er habe schon „Ende August“ von der jahrelangen Verzögerung beim AKW-Abriss gewusst, räumte Wenzel auf mehrfache Nachfrage ein. Gelogen hätten seine Mitarbeiter aber nicht. Seine Infos stammten nicht von seinen eigenen Ministerialen, sondern von einer „nachgeordneten Behörde“, erklärte der Grüne den staunenden JournalistInnen der Landespressekonferenz.

Warum Wenzel nicht frühzeitig die Chance ergriff, die Öffentlichkeit über die neueste Panne der Hochrisikotechnologie Atomkraft aufzuklären, kann in Hannover niemand schlüssig erklären. Geschützt wurden stattdessen die oft noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung übernommenen Ministerialen der Atomaufsicht. Immerhin: Nach der Blamage droht Wenzel jetzt mit „personellen Konsequenzen“.  WYP