Geld aus Endlagerfonds abgelehnt

ATOMMÜLL Initiativen aus Salzgitter wollen nicht aus „Konrad-Fonds“ unterstützt werden, der die Region für das geplante Endlager entschädigen soll. Atomkraftgegner starten bundesweite Infokampagne

BRAUNSCHWEIG epd/taz | Das Geld aus dem millionenschweren Schacht-Konrad-Fonds macht offenbar nicht alle Begünstigten glücklich: Drei Vereine aus Salzgitter haben Zuwendungen aus dem Fonds abgelehnt. Zuletzt wies der Fußballklub Germania Bleckenstedt eine bereits bewilligte Förderung in Höhe von 100.000 Euro zurück. Viele Bewohner hätten die Annahme des Geldes als Zustimmung zum Bau des von ihnen bekämpften Endlagers gewertet, sagen Vereinsmitglieder. Wegen der Proteste habe sich der FC schließlich entschieden, kein Geld anzunehmen. Zuvor hatten bereits die Kleinkunstbühne in Salzgitter-Bad und die örtliche Alevitische Gemeinde Anträge auf Förderung aus dem Fonds zurückgezogen.

Durch den Konrad-Fonds sollen Initiative, Verbände und Vereine aus der Umgebung von Schacht Konrad für Nachteile entschädigt werden, die durch den Bau und späteren Betrieb des Atommüllendlagers Schacht Konrad entstehen. Die hauptsächlichen Nutzer des Endlagers, also die Atomwirtschaft und der Bund, wollen in den nächsten 35 Jahren insgesamt 100 Millionen Euro in den Fonds einzahlen.

Die AG Schacht Konrad, die gegen das geplante Endlager kämpft, begrüßte die Entscheidung der Initiativen. „Was sollen wir mit schicken Sportstätten und Mehrzweckhallen, wenn unsere Kinder an Krebs erkranken, wenn unsere Landwirte ihre Produkte nicht mehr verkaufen können und die Betriebe abwandern?“, fragte die Initiative.

„Atommüll-Alarm“

Ebenfalls von der AG Schacht Konrad mitveranstaltet wird eine neue bundesweite Kampagne unter dem Motto „Atommüll-Alarm“, die am Wochenende mit einem Straßentheaterstück bei der Braunschweiger Kulturnacht und einer „antiatomaren Hafenrundfahrt“ in Hamburg gestartet wurde. Mit Hunderten weiteren Veranstaltungen und Aktionen wollen Bürgerinitiativen und Verbände bis Ende Oktober darauf aufmerksam machen, dass an zahlreichen Orten in Deutschland radioaktive Abfälle transportiert werden oder lagern.

Kampagnen-Sprecher Peter Dickel kritisierte, die Bundesregierung und die politischen Parteien verengten die Entsorgungsdebatte auf die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Müll. Tatsächlich gebe es „unzählige akute Probleme und Gefahren im ganzen Land“. Auf Autobahnen, Schienen und Wasserstraßen werde fast täglich nuklearer Schrott transportiert. REIMAR PAUL