Gossip kommt auf den Index

CYBERMOBBING Berlin will Bildungsangebote für Medienkompetenz prüfen und ausbauen

Nach der brutalen Attacke vom Wochenende auf einen Jugendlichen, der seine Freundin vor Internetmobbing hatte schützen wollen, reagieren die BildungspolitikerInnen der Berliner Oppositionsparteien mit Schuldzuweisungen an den rot-roten Senat. Der habe die Vermittlung umfassender Medienkompetenz an den Schulen bisher vernachlässigt, kritisiert etwa Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Die Grünen fordern „schnelle Maßnahmen zum Schutz der Opfer, beispielsweise durch anonyme Anlaufstellen und schulpsychologische Betreuung“.

„Fehlende Medienkompetenz“ attestiert die Berliner CDU-Fraktion Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), weil der in einem Interview die Sperrung der Website „Isharegossip“ gefordert habe, auf der das der brutalen Prügelei vorangegangene Mobbing stattgefunden hatte. Tatsächlich hatte Zöllner am Donnerstag in der Morgenpost gesagt, man müsse „sich um diesen konkreten Fall kümmern“. Gleichzeitig bezeichnete der Senator die Idee, mit der Sperrung von Webseiten Probleme zu lösen, als „Illusion“. Stattdessen wolle er die derzeitigen Bildungsangebote für mehr Medienkompetenz „auf den Prüfstand“ stellen und künftig auch Eltern entsprechende Angebote machen.

Unterdessen kündigte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) an, dass „Isharegossip“ auf den Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) komme. Bis Dienstag solle die Maßnahme umgesetzt sein, teilte das Ministerium mit. So indizierte Internetseiten können auf den deutschen Versionen bekannter Suchmaschinen nicht mehr ohne weiteres gefunden werden. Der direkte Zugriff auf die Seite ist aber weiterhin möglich. (taz)