LESERINNENKOMMENTARE
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Gut so, das Mädchen

■ betr.: „Wer rettet Maja?“, taz.de vom 22. 7. 14

Drei Jahre ist sie, also erste Trotzphase. In dem Zeitpunkt lernt Maja, dass ihre Bedürfnisse nicht die gleichen sind, die auch ihre Umwelt hat, und entwickelt daraus eine Persönlichkeit. Hört sich danach an, dass aus ihr eine starke Persönlichkeit werden könnte, weil sie offenbar eine ganze Menge ausprobiert und auch vor dem Realismus der Eltern, dass eben nicht alles, was sie will, auch das ist, was alle wollen, zurückschreckt und es immer wieder neu versucht. Gut so, das Mädchen.

Was fehlt, ist, zumindest in der Kombination, wie es die Autorin hier erlebt, die außerhalb der Erzieherrolle stehende Oma (oder vielleicht auch liebe Nachbarin), wo man sich mal zur Not hin flüchten kann, wenn man es mal etwas zu stark ausgereizt hat und die blöden Eltern einen auch noch auslachen, nur weil man eben kindisch ist in einer Zeit, in der man sehr kindisch sein muss. Da hilft tatsächlich kein Jugendamt, sondern nur Kontaktaufnahme (zu Eltern und auch zum Kind), was wahrscheinlich die moderne Journalistin von heute etwas überfordert. AGE KRÜGER, taz.de

Ein schönes Urteil

■ betr.: „Europa ist kein Hinterhof“, taz.de vom 24. 7. 14

Ein schönes Urteil und ein im Prinzip guter Kommentar. Nur zwei Dinge:

a) Die USA sitzen hier nicht auf der Anklagebank. Durch vertraglich zugesicherte Immunität und politischen Druck wird hier weder ermittelt noch angeklagt. Auf der Anklagebank sitzen lediglich die Polen, die dies zugelassen haben. Indirekt übt dies auch Druck auf die USA aus. In Deutschland geht die Immunität so weit, dass selbst zivilbeschäftigte Deutsche nicht in Deutschland für Straftaten zur Rechenschaft gezogen werden können, die sie für die USA verüben.

b) Polen ist mit seiner Politik des Wegsehens nicht allein. In vielen Ländern der EU ist die Staatsanwaltschaft weisungsgebunden und übt sich hier in massiver Strafvereitelung. Lediglich Italien und Spanien sind hier eine Ausnahme.

Leider gibt den beiden Verschleppten dieses Urteil keine Freiheit. Sie sind weiterhin illegal eingesperrt. Zwar sind 100.000 Euro Schadensersatz ein Zeichen des Europäischen Menschengerichtshof, wichtiger wäre jedoch gewesen die Polen zu verpflichten, alles dafür zu tun, dass die beiden freikommen und zum Beispiel nach Polen zurückkönnen – angeblich will Obama ja Guantanamo schließen und es fehlen ihm nur die Aufnahmeländer für die unschuldig und illegal festgehaltenen sowie gefolterten Menschen.

Der Europäische Menschengerichtshof hätte Polen für jeden weiteren Tag des illegalen Festhaltens in Guantanamo eine weiteren Schadensersatz von 10.000 Euro zusprechen sollen, dies hätte die Chancen auf Freilassung vermutlich deutlich verbessert.

VELOFISCH, taz.de

Dinge verallgemeinert

■ betr.: „Wir Deutschland? Wenn ja, wie laut?“, taz.de vom 24. 7. 14

1. „Wer sich selbst nicht akzeptieren darf, kann auch niemand anderen akzeptieren.“ Da gebe ich ihnen Recht und frage mich gleichzeitig, was dann dieser ganze Artikel in der taz eigentlich für eine Aussage haben soll.

2. „Es ist noch gar nicht lange her, da hat ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Sarrazin zum Hüter der Meinungsfreiheit erklärt, weil dieser Türken zu Mutanten herabstufte.“ Belegen sie so eine Behauptung doch bitte. Ich jedenfalls kenne niemanden, der Sarrazin zum Hüter der Meinungsfreiheit erklärt hätte.

Im Gegenteil habe ich eigentlich nur von Menschen gehört, die Sarrazins Ausfälle widerlich fanden und keinerlei Verständnis für seine „Thesen“ hatten.

Und genau das ist was mir besonders bei der „WM-Berichterstattung“ der Tageszeitung auffällt. Es werden Dinge ohne Beleg verallgemeinert, der Fußballfan wird per se zum deutschtümelnden Rechtsausleger gemacht und Dinge, die nichts miteinander zu tun haben (Fußball und Hungerstreik), werden verquickt.

Ihr schreibt zwar nicht mit genauso großen Lettern wie die Bild, aber das Niveau bewegt sich aufeinander zu. Den Beleg dafür liefern solche Artikel. GAGARIN, taz.de

Es wird nicht dabei bleiben

■ betr.: „Eine bitterböse Abrechnung“, taz.de vom 24. 7. 14

Im Wissenschaftsbetrieb geht’s oft um Macht.

Hier wurde es mal deutlich, oft bleibt es im Dunkeln. Annette Schavan hat sich einen Doktortitel erschlichen, anschließend für den Bundestag kandidiert, dann wurde sie Botschafterin. Wer sich redlich um die Wissenschaft bemüht, der kämpft oft mit den Niederungen der Wissenschaftsbürokratie und muss um jeden Bleistift kämpfen.

Das Einzige, was mir an der ganzen Sache gefällt, ist, dass es dabei nicht bleiben wird. Die Politik zieht niveaulose Menschen magisch an und da werden noch mehr auftauchen, die stramm Karriere machten, anstatt sich in Büchern und Ideen zu vertiefen.

Dass wir nicht von den Besten der Besten regiert werden, hat sich längst rumgesprochen, irgendwann kommt auch der Rest raus.

Unsere Arbeitsministerin kennt sich mit Schundromanen aus und Frank-Walter Steinmeier hat ein dröges Werk verfasst.

Wenn man danach fragt, welcher Politiker überhaupt ein wissenschaftlich bedeutsames Werk verfasst hat, dann bleibt wahrscheinlich eine Null übrig. ANDREAS_2020, taz.de