Desaster war programmiert

■ betr.: „Wer hat Angst vorm Eier mann?“, „Der 2. Juni 97 einfach traurig“, taz vom 2.6. 97, Leser brief dazu von Karl-Heinz Schu bert, taz vom 9.6. 97

Der Benno-Ohnesorg-Kongreß, der vom 30. Mai bis zum 1.Juni 1997 in Berlin stattfand, ist kläglich gescheitert. Die Berliner ASten und der RefRat der Humboldt-Uni (siehe dessen Kommentar zum Finanzbeitrag) haben bereits im Vorfeld die Einladungspolitik und Vorbereitungsweise des Kongresses scharf kritisiert. Das Desaster war programmiert: „Der Sinn des Kongresses ist sein Scheitern“, gab selbst Moderator und Organisator Stefan Pribnow ungewohnt ironisch während des Kongresses zu. Nun ist der Konflikt an der Frage aufgebrochen, ob Rainer Langhans, der in einem Interview davon sprach, „wir müssen sozusagen die besseren Faschisten werden“, u.a. (siehe Ditfurth, Jutta: „Feuer in die Herzen“ [1994], S.293 ff; zit. aus: taz vom 12.4. 1989) an einem linken Kongreß teilnehmen darf oder nicht. Im Buch „Feuer in die Herzen“ lassen sich mehrere Zitate finden, welche die Äußerungen Ditfurths belegen und die Ergebnisse einer jahrelangen antifaschistischen Arbeit sind. Bei der Internet-Zeitung trend werden Ditfurth, die Ökologische Linke „und ihre Claqueure“ als „Politsekte“ und Schlimmeres denunziert; „Platthirne wie Jutta & Co. sind das stinkende Aas der linken Geschichte“, schreibt Wau Holland (Chaos Computer Club, Hamburg) im WWW, weltweit von Alaska bis Japan lesbar.

Der Kongreß wäre auch sonst gescheitert, wenn nicht an der Frage des geforderten Rauswurfs von Langhans, dann zumindest an purer Langeweile und Ödnis, wie die ersten beiden Podiumsdiskussionen am Freitag und Samstag eindrücklich zeigten: am Freitag leerte sich der überfüllte Saal mit der Zeit ziemlich deutlich. Nun wurden die ÖkoLis aber als vermeintliche Sündenböcke für die Kongreßkatastrophe ausgemacht, auf die sich nun alle stürzten. Die Kongreßorganisation wird nicht mehr kritisiert – obwohl ReferentInnen angekündigt waren, die nie kamen (oder auch nie kommen wollten, wie Ralf Reinders, oder nie kommen konnten, wie Gabriele Kröcher-Tiedemann). Die meisten Arbeitsgruppen waren so schlecht vorbereitet, daß sie überhaupt nicht stattfanden.

Bedrohlich ist die Ankündigung der Redaktionen von trend und Kalaschnikow, wieder einen solchen Kongreß im April nächsten Jahres zu planen. Diesen „Rudi- Dutschke-Konvent“ werden wir auf keinen Fall unterstützen oder finanzieren. ReferentInnenRat der Hum-

boldt-Universität zu Berlin,

AStA TU, Redaktion „Huch!“