„Gefährliche Mischung des Hasses“

VERBALE GEWALT Hannovers Bischof Ralf Meister kritisiert, was auf Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg so alles gesagt und gerufen wird

Der evangelische Landesbischof Ralf Meister hat sich entsetzt über antisemitischen Parolen und Aufrufe zur Gewalt gegen Juden bei den jüngsten Demonstrationen gegen den Nahostkrieg geäußert. „Unter einer Kritik an der konkreten Politik des Staates Israel offenbart sich eine diffuse und gefährliche Mischung des Hasses“, sagte er in Hannover. Meister forderte konkrete Schritt: „Wir müssen entschieden mit allen rechtlichen Möglichkeiten gegen solche Hassparolen und Hetze vorgehen.“

Es sei unerträglich, dass sich Menschen jüdischen Glaubens in Berlin nicht mehr auf die Straße trauten oder Versammlungen jüdischer Gruppen mieden, sagte der Bischof. „Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, das aber nicht durch Formen der Verhetzung missbraucht werden darf.“ Meister ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Am vergangenen Wochenende hatten bundesweit mehrere Tausend Menschen gegen die militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen protestiert, unter anderem in Göttingen und Hannover. Dabei wurden die israelischen Truppen unter anderem mit Kindermördern verglichen. In Göttingen griffen Demonstranten die Teilnehmer einer pro-israelischen Kundgebung an und verletzten den Angaben zufolge mehrere Menschen.

In Hannover hat es nach Angaben des Grünen-Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler am Rande einer Kundgebung mit dem Titel „Free Palestine“ ebenfalls einen Angriff auf Gegendemonstranten gegeben, die eine Israel-Fahne hochgehalten hatten.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte gegen eine „Explosion an bösem und gewaltbereitem Judenhass“ protestiert. Sein Präsident Dieter Graumann sagte am Montag in Berlin, dass auf deutschen Straßen antisemitische Aufrufe der übelsten und primitivsten Art skandiert werden könnten, „hätten wir niemals im Leben mehr für möglich gehalten“.

Heute will sich auch der niedersächsische Landtag in Hannover in einer Aktuellen Stunde mit dem Thema befassen.  (epd)