Wie öko kann Spüli sein?

INNOVATION Ist Algenöl ein umweltschonender Ersatz für Palmöl? Der belgische Ökoseifen- Hersteller Ecover probiert es in seinem Spülmittel aus – und ruft damit neue Kritiker auf den Plan

MAINZ taz | Es kritischen Umweltexperten recht zu machen ist nicht einfach. Diese Erfahrung muss nun auch der belgische Ökoseifenhersteller Ecover machen: Anfang April verkündete er, für sein Spülmittel künftig Algen- statt Palmöl einzusetzen – wegen der umstrittenen Auswirkungen von Palmöl auf die Umwelt. Die Idee brachte der Firma eine Protestkampagne und einen offenen Brief von Umweltschützern ein. Der Verdacht: Bei der Produktion des Algenöls sei womöglich Gentechnik im Spiel.

Palmöl ist eine billige Zutat für alle möglichen Produkte wie Schokolade und Chips, aber auch Kosmetikartikel sowie Agrarkraftstoffe. Sein größtes Problem sind die gigantischen Monokulturen von Ölpalmen, für die Regenwald abgeholzt wird. Ecover beschreibt das auf seiner Webseite mit einer Infografik, nach der selbst Palmöl aus zertifizierten Plantagen wegen der langen Transportwege eine schlechte CO2-Bilanz haben soll.

Auf demselben Schaubild stellt das Unternehmen seine Lösung dar: Algenöl. Wie genau dieses gewonnen wird, ist nicht ersichtlich. Das ließ bei den Wissenschaftsredakteuren der New York Times die Alarmglocken läuten. Sie berichteten, die Algen-DNA müsse im Labor verändert worden sein, sonst könne man kein Öl daraus gewinnen. Daraus entstand der Vorwurf, Ecover bediene sich der synthetischen Biologie – dazu gehört die Herstellung von DNA-Sequenzen am Computer, die Organismen und Systemen gezielt bestimmte Fähigkeiten verleihen.

Besorgte Nichtregierungsorganisationen initiierten daraufhin die Proteste und kritisierten auch, dass die Algen Zuckerrohr benötigten, um das Öl zu produzieren – auch für Zuckerrohrplantagen müsse jedoch Regenwald weichen.

Ecover reagiert gelassen auf die Vorwürfe. Das verwendete Zuckerrohr stamme aus nachhaltigem Anbau, heißt es auf Anfrage. Den Vorwurf der Genmanipulation weist Dirk Develter, der die Abteilung Forschung und Entwicklung von Ecover leitet, zurück. Die „natürliche Mutationsfähigkeit“ der Algenstränge ermögliche die Ölproduktion. „Jede Behauptung, wir verwendeten synthetische Biologie, ist unwahr“, schreibt er in der Zeitschrift Ecologist. Die Biotechnologiefirma Solazyme, die das Algenöl produziert, antwortete nicht auf Anfragen.

Ecover will nun nach Abschluss der Testphase mit Nichtregierungsorganisationen über die „verantwortliche Nutzung von Biotechnologie“ beraten.

ESTHER WIDMANN