Betr.: kinotaz nord

A

Angry Monk – Eine Reise durch Tibet Schweiz 2005 , R: Luc Schaedler / Originalfassung mit Untertiteln

“Während der Westen den tibetischen Buddhismus gerade wegen seiner passiven Modernitätsverweigerung schätzt, wirft der Dokumentarfilm einen anderen Blick auf Tibet: Er porträtiert den Lama Gendun Choephel, der sich 1934 vom Klosterleben abwandte, um die sich modernisierende Welt zu bereisen. Seine Kritik an einem Buddhismus, der sich von der Welt abschottet und in sinnentleerte Rituale zurückzieht, ist doppelt relevant: historisch als Warnung, dass ein erstarrtes Tibet der rasanten Ideologie Chinas nichts entgegenzusetzen hat, aktuell, weil sie das westliche Bild des Buddhismus als vage ‚Lifestyle-Spiritualität‘ entlarvt. Diese doppelte Sinnspitze spiegelt sich auch in der Form, wenn der Bericht des Mönchs durch die Reisebilder der Gegenwart konterkariert wird. Umso klarer wird, wie drängend Choephels Forderung nach einer selbstbewussten tibetischen Kultur ist, die sich gegen die Unterdrückung durch den Osten, aber auch gegen die Vereinnahmungen des Westen zur Wehr setzen kann.“ (filmdienst) H, HB

Apocalypto USA 2006, R: Mel Gibson, D: Rudy Youngblood, Dalia Hernandez

„Nach seinem Bibel-Martyrium ‚Die Passion Christi‘ inszenierte Oscar-Preisträger Mel Gibson nun den Untergang der Maya-Kultur als atemberaubendes Abenteuer. In Sachen Brutalität bleibt er sich indes treu: Abgeschlagene Köpfe und herausgerissene Herzen bestimmen zu Beginn des wuchtigen Films die Szenerie. Dank derart drastischer Bilder, in Verbindung mit dem im Film gesprochenen Maya-Dialekt Mayathan, gelingt es Gibson schließlich, den Zuschauer 600 Jahre in die Vergangenheit zu katapultieren. Bildgewaltig, emotionsgeladen und voller Anmut: Mel Gibson beweist auch in seiner vierten Regiearbeit sein Gespür für außergewöhnliche Geschichten.“ (Cinema) HB, HH

Arthur und die Minimoys Frankreich 2006, R: Luc Besson, D: Mia Farrow, Freddie Highmore

„Für seine fantasievollen Fantasy-Saga zwischern Real- und Animationswelten, Action und Science-Fiction, Kunst und Kinderfilm betrat Kult-Regisseur Luc Besson Neuland und entwickelte jahrelang allein das Design. Das Ergebnis ist ein unterhaltsames Abenteuer für die ganze Familie. Fortsetzung folgt.“ (Blickpunkt:Film) BHV, H, HB, HH, HL, KL, OL

Audition Japan 1999, R: Takashi Miike, D: Ryo Ishibashi, Eihe Shiina / Originalfassung mit Untertiteln

Dies ist einer der international brillantesten Psychothriller der letzten Jahre, mit Schokkeffekten, gegen die „Hannibal“ wie Kinderkram wirkt. Mit großem Mut hat der Regisseur das Genremotiv der sich an Männern rächenden Frau so radikal zu Ende gedacht, wie sich das in Hollywood niemand trauen würde. Doch „Audition“ zeigt auch ein genau beobachtestes, realistisches und detailreiches Bild vom Leben im Tokyo von heute. So kann man etwa sehen, wie den Japanern ihre Höflichkeitsgesten so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie sich unwillkürlich auch dann vor einem Gesprächspartner entschuldigend verneigen, wenn sie nur am Telefon mit ihm sprechen. (hip) HB

B

Babel USA 2006, R: Alejandro González Iñárritu, D: Brad Pitt, Cate Blanchett

„Der mexikanische Regisseur Alejandro Gonzáles Iñárritu stellt die babylonische Sprachverwirrung als metaphorisches Leitmotiv über ein kunstvolles Konstrukt von ineinander verwobenen Geschichten aus verschiedenen Ecken der globalisierten Welt. Ein Film über Liebe und Tod, Weltpolitik und Verteilungskämpfe, der trotz einiger Mängel im Detail große intellektuelle und emotionale Wucht entfaltet.“(tip)H, HB, HH, HL, KI, OL

Brennende Langeweile Deutschland 1979, R: Wolfgang Büld, D: Gaye Advert, Monika Greser

„Mit ‚Brennende Langeweile‘ hat Büld sehr schön die zu der Zeit auch in der deutschen Provinz angekommene Punkszene eingefangen. Die Adverts, damals gerade auf Deutschlandtournee, erlaubten Büld, sie in eine Geschichte um einem 18-Jährigen einzubauen, der sich in ihre Bassistin, Gaye Advert, verliebt hat und deshalb der Band hinterherreist. Auf sympathische Art schuf Büld hier ein deutsches Gegenstück zu ‚Quadrophenia‘ oder auch ‚The Wanderers‘.“ (taz) HH

Brinkmanns Zorn Deutschland 2006, R: Harald Bergmann, D: Eckhard Rhode, Alexandra Fischer

„O-Töne aus einer Lesung des Literaten Rolf Dieter Brinkmann, Super-8-Filme aus dem Nachlass des Dichters sowie deren szenische Umsetzung mit Darstellern vereinen sich durch eine rhythmisch kongeniale Montage zu einem kraftvollen, stimmigen und mitreißenden Literaturfilm, der die Wut des Dichters gegen den Literaturbetrieb ebenso wie die Hässlichkeit der herrschenden Zustände spürbar macht. Zudem vermittelt sich nachhaltig, wie leidenschaftslos die deutsche Gegenwartsliteratur ist.“ (filmdienst) HH

Buffalo Bill und die Indianer USA 1976, R: Robert Altman, D: Paul Newman, Joel Grey

„In ‚Buffalo Bill und die Indianer‘ wird der Mythos des Wilden Westens denn auch mit einer Gnadenlosigkeit zerpflückt, daß er beinahe zur Farce verkommt. Anhand der Figur des eitlen, stets auf seine Wirkung bedachten Buffalo Bill kann man in diesem Film der Geschichtsschreibung buchstäblich bei der Arbeit zusehen. Das ist ja immer wieder das verblüffende, dass sich der Westen, noch ehe die letzten Schlachten geschlagen waren, schon als Entertainment selbst vermarktete. Buffalo Bills Wild-West-Show zog um die Welt, sang das Lied vom Heldenmut des weißen Mannes, in dem die Rothaut allenfalls als edler Wilder Platz hatte, der sich am Ende in seine wohlverdiente Vernichtung zu fügen hatte.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

C

Cabin in the Sky (Ein Häuschen im Himmel) USA 1943, Regie: Vincente Minnelli, mit Lena Horne, Ethel Waters / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Glücksspieler Little Joe Jackson wird erschossen, doch seine Frau Petunia betet so verzweifelt um sein Leben, dass Gott ihm sechs Monate Bewährung gibt. Vincente Minnelli inszenierte mit seinem Hollywood-Debüt ein virtuoses und vor Energie sprühendes Gospel-Musical um ideelle und irdische Verführungen mit einer rein schwarzen Besetzung.“ (general-anzeiger-bonn) HB

Casino Royale USA 2006, R: Martin Campbell, D: Daniel Craig, Dame Judi Dench

„Was haben die Kritiker und Fans Neu-Bond Daniel Craig im Vorfeld malträtiert: Er sei zu blond, zu unsympathisch und unerfahren. Aber spätestens jetzt dürften diese Stimmen endgültig verstummen. Denn der 38-Jährige Brite gibt dem berühmtesten Geheimagenten der Welt etwas zurück, was ihm in den letzten Filmen zunehmend fehlte: Eine Seele, wenn auch eine sehr dunkle. Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang ‚Goldeneye‘-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. An die Stelle des aalglatten Gentleman-Agenten tritt nun ein grimmiger Weltenretter mit Ecken und Kanten – erstklassig verkörpert von Hauptdarsteller Daniel Craig: ‚Einen Wodka Martini.‘ ‚Geschüttelt oder gerührt?‘ ‚Mir doch scheißegal.‘“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Catch a Fire USA 2006, R: Phillip Noyce, D: Derek Luke, Tim Robbins

„In den 80ern drehte der Australier Phillip Noyce großartige Filme wie ‚In der Hitze des Zorns‘ und ‚Todesstille‘. Dann ging er in die USA, füllte mit Massenware wie ‚Die Stunde der Patrioten‘ und ‚Der Knochenjäger‘ sein Konto, um 2002 zum politisch mahnenden Weltbürger zu mutieren. Von da an widmete er sich in seiner Heimat dem Aborigines-Drama ‚Long Walk Home‘, drehte in Vietnam die Polit-Parabel ‚Der stille Amerikaner‘ und inszenierte nun in Südafrika diese subtile Apartheids-Ballade. Erzählt wird die wahre Geschichte des schwarzen Ingenieurs Patrick Chamusso (Derek Luke), der fälschlicherweise als Freiheitskämpfer verdächtigt und im Gefängnis von dem Geheimdienstler Nic Vos (brillant: Tim Robbins) gefoltert, gedemütigt – und dadurch schließlich radikalisiert wird.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KL, OL

Cat People USA 1942, R: Jacques Tourneur, D: Simone Simon, Ken Smith / Originalfassung ohne Untertitel

„Eine emigrierte junge Serbin erzählt ihrem Freund von der Legende, nach der sich die Mamelucken nach dem Sieg eines christlichen Königs in Raubkatzen verwandelt haben. Auch nach der Heirat verschwindet der Aberglaube der Frau nicht. Am Ende findet man sie tot neben einem Raubtierkäfig. Als Horrorgeschichte ist Tourneurs Film atmosphärisch dicht und voll makabrer Originalität.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Chanson d’ Amour Frankreich 2006, R: Xavier Giannoli, Gerard Depardieu, Cecile De France

„Xavier Giannolis Film ist die emphatisch liebevolle Studie eines halbseidenen Berufes: Gérard Depardieu brilliert als Ballhaussänger, der in der französischen Provinz sein nostalgisches Publikum mit Schlagern aus deren Jugend umschmeichelt und sich in eine 30 Jahre jüngere Frau (Cécile de France) verliebt.“ (tip) H, HB, HH, KL, OL

Cinéma Brut „Experimentelles Kurzfilmprogramm: Len Lye: Free Radicals (GB 1957) Mara Mattuschka: Les miserables (1987) | Peter Tscherkassky: L‘ Arrivée (1998) Kurt Kren: 3/60 Bäume im Herbst (1960) | Su Friedrich: Gently Down the Stream (1981) | Bruce Conner: Marilyn Times Five (1968-1973).“ (Kino 46) HB

Congo River – Au-delà des ténèbres Belgien/Frankreich 2005, R: Thierry Michel / Originalfassung mit Untertiteln

“Die heutige Demokratische Republik Kongo war früher belgische Kolonie. Doch nicht nur deswegen fühlt sich der belgische Filmregisseur Thierry Michel der Region verbunden. Seine Mobutu-Abrechnung ,Mobutu, roi de Zaire‘ (2000) hat im Kongo Nationalgeschichte mitgeschrieben. ,Congo River‘ ist nicht so offensichtlich politisch, doch nicht minder ambitioniert. Denn die atemberaubende Filmreise will den Mythos vom Herz der Finsternis ebenso zeigen wie dekonstruieren. Die Narration folgt den Spuren der Kolonialisten vom Flusslauf hinauf zu den Quellen: Wir treffen Pfarrer und Mai-Rebellen, ihre vergewaltigten Opfer und die, die ihnen helfen. Thierry Michel stellt Krieg und Elend nicht aus, im Gegenteil: Er versucht, einer möglichen Zukunft eine Stimme zu geben, die auch ästhetisch trägt. Auch deswegen ist ,Congo River‘ opulent mit High-Definition-Kamera und großem Team gedreht.“ (Tagesspiegel) H, OL

D

Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit USA 2006, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Paula Patton

„Visuell polierter Thriller über eine virtuelle Zeitmaschine, mit der sich ein Terroranschlag aufklären und vielleicht sogar verhindern lässt. ‚Déjà Vu‘ zeigt visuell glanzpoliert die Handschrift von Tony Scott und Hitproduzent Jerry Bruckheimer. Das Duo setzt seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit diesem stark besetzten Thriller fort, der neben Action- auch Sci-Fi-Elemente besitzt und das aktuelle Verunsicherungsklima in Amerika mit einem Terrorismusplot spiegelt, der einen futuristischen Ausweg aus der Ohnmacht aufzeigt.“ (Blickpunkt:Film)DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Departed: Unter Feinden USA 2006, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt. Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Und in den Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert. Darum verirrt sApocalypto ich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot. „Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gute gemachten Filmen unterscheidet. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter USA 2006, R: Stefen Fangmeier, D: Ed Speleers, Jeremy Irons

„Mit dem ersten Roman seiner Fantasysaga über die Freundschaft eines Jungen mit einem Drachen landete der damals erst 15-jährige Christopher Paolini einen Bestseller, der im Spannungsfeld zwischen ‚Der Herr der Ringe‘ und ‚Harry Potter‘ angesiedelt ist. Ähnlich ist auch die Filmadaption angelegt, mit der der ehemalige Effekt-Supervisor Stefen Fangmeier (‚Der Sturm‘) sein Regiedebüt gibt. Newcomer Ed Speleers übernimmt die Titelrolle; unterstützt wird er u. a. von Jeremy Irons als Brom und John Malkovich als Galbatorix.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Eve giden yol (Der Weg nach Hause) Türkei 2006, R: Semir Aslanyürek, D: Metin Akpinar, Erdal Besikçioglu / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Film ist die Geschichte einer großen Liebe, Hingabe und Rache zu Zeiten des ersten Weltkrieges auf Seiten des Osmanischen Reiches. Der Held des Filmes ist Mahmut, der nicht nur seine Heimat, sondern auch seine Geliebte verlässt, um nicht zum Mörder zu werden. Doch noch ehe er sich versieht, kämpft er bereit in der Wüste an der Front. Nach langen und beschwerlichen Jahren des Krieges tritt er eines Tages den Heimweg an. Doch nicht nur das lang ersehnte Wiedersehen mit seiner Geliebten treiben ihn an, sondern auch der Wunsch nach Gerechtigkeit und Rache.“ (zelluloid) HB, HH

F

Flags of Our Fathers USA 2006, R: Clint Eastwood, D: Adam Beach, Jesse Bradford

„Das berühmte Foto Joe Rosenthals, das 1945 drei US-Marines beim Hissen der amerikanischen Flagge nach der Einnahme der japanischen Insel Iwo Jima einfing, dient Regisseur Clint Eastwood als Aufhänger für ein filmisches Psychogramm seines Heimatlandes. Von dem durch Verluste gezeichneten japanischen Kriegsschauplatz heimgekehrt, werden die drei jungen Soldaten zu Helden stilisiert und auf eine Propaganda-Tour durch ein kriegsmüdes Amerika geschickt. Zeitlich verschachtelt werden die Schreckensbilder ihrer traumatischen Erlebnisse und die später erfolgte Neuinterpretation der Geschehnisse einander gegenübergestellt – und somit die historische Wahrheit eines Fotos, das um die Welt ging, hinterfragt.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, HL, KL

Der Fluch der Betsy Bell USA 2004, R: Courtney Solomon, D: Donald Sutherland, Sissy Spacek

„Die Nachforschungen der Mutter eines von Albträumen heimgesuchten Mädchens in einer Vorstadt ergeben, dass das Haus vor 200 Jahren mit einem Fluch belegt wurde, der heute noch seine Wirkung zeigt. Eindimensionaler, in sich verschachtelt erzählter Mystery-Thriller, der bestenfalls durch seine stringente Kameraästhetik einige Eigenständigkeit erzielt, sich ansonsten aber uninspiriert an den Genrevorgaben abarbeitet.“ (filmdienst) H, HB, KL

Flutsch und weg USA 2006, R: Henry Anderson, David Bowers, Sam Fell

Die eingebildete Hausmaus Roddy St. James muss erst durch die Toilette in die Kanalisation gespürt werden, um dort durch die freche Girliemaus Rita zu erkennen, dass es ein Rudeltier ist und nichts in einem einsamen Käfig verloren hat. All das eklige Getier: die Mäuse, Ratten, Fliegen, Frösche, Kröten und Schnecken werden hier zu Helden. In einer parallelen Unterwelt hat sich das Ungeziefer in der Kanalisation eine Miniaturausgabe von London gebaut, in der die Towerbridge, der Piccadilly-Circus und noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Abfall zusammengebastelt wurden. Bei diesem Film begeistert besonders der Witz im Detail: die vielen Anspielungen, die von Filmzitaten aus African Queen und James Bond bis zu Kafka und Marcel Marceau reichen. Die Mischung aus Claymotion und Computeranimation wirkt wie aus einem Guss und die einzelnen Figuren sind so einfallsreich entworfen, dass jedes Tierchen seine unverwechselbare Persönlichkeit hat. Wer kann noch ruhigen Gewissens eine Mausefalle aufstellen, nachdem er diesen Film gesehen hat? (hip)

DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

The Fountain USA 2006, R: Darren Aronofsky, D: Hugh Jackman, Rachel Weisz

„‚The Fountain‘ ist ein Jungbrunnen mit umgekehrter Wirkung, denn er lässt seinen Regisseur, Hollywoods Wunderkind Darren Aronofsky (‚Requiem for a Dream‘), recht alt aussehen. Auf drei Zeitebenen erzählt der Film die Liebesgeschichte eines Paars und stürzt das Publikum mit kühnen Sprüngen zwischen dem 16. Jahrhundert, der Gegenwart und der fernen Zukunft in schwere Verwirrung. Bei angestrengtem Grübeln während des psychedelischen Bilderwirbels und der dröhnenden Rundumbeschallung brummt rasch der Schädel. Während die Figuren verzweifelt nach einem Mittel gegen den Tod suchen, wäre mancher Zuschauer schon mit einer Aspirin zufrieden.“ (Der Spiegel) H, HH

G

Georges Méliès – Stummfilme

„Als Méliès die erste Vorführung der Lumières besuchte, war er von der neuen ‚Spielerei‘ begeistert. 1898 entdeckte er dann durch einen Kamerafehler die Trickfilmerei. Méliès entsann sich seiner Künste als Illusionist, schuf fortan humorvoll-phantastische Filme und wurde der Zauberer mit der Filmkamera. Im Programm u.a. Le Cabinett de Mephistophéles (1897) | Le Voyage dans la Lune (1902) | A la Conquet du Pol (1912)“ (Kino 46) HB

H

Happy Feet Australien/USA 2006, R: George Miller

„Das Animationsmusical ‚Happy Feet‘ erzählt vom jugendlichen Kaiserpinguin Mumble, der sich anders als seine Artgenossen nicht durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt. Während die melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, letztlich der Konvention verhaftet bleibt, bieten die per Motion-Capture aufgenommenen originellen Choreographien einigen Unterhaltungswert, und auch der Humor kommt in den Szenen mit den fünf frechen Adelie-Pinguinen, die Mumble auf seiner Reise durch die Antarktis beleiten, nicht zu kurz.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL

Das hässliche Entlein und ich Dänemark 2006, R: Karsten Kiilerich, Michael Hegner

„Ratte Ratso stolpert über ein Ei, dem ein gerupftes Küken entschlüpft. Ratso tauft es Ugly und will das naive Vieh als Jahrmarktsattraktion ausbeuten. Lieblose Figuren und plumpe Sprüche (‚Klappe dicht!‘) lassen Hans Christian Andersens Märchen über innere Schönheit zum Spektakel für die ‚Check, Digger!‘-Generation verkommen – laut und ohne jeden Charme.“ (Cinema) H, HB, HH

I

Ich will doch nur, daß ihr mich liebt Deutschland 1976, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Vitus Zeplichal, Elke Aberle

„Fassbinders Fernsehfilm erzählt von einem, der überstürzt von seinen Eltern weggezogen ist, die Jugendfreundin geheiratet hat und nun immer mehr spürt, dass er mit dem Leben nicht fertig wird. In auswegloser Situation begeht er einen ‚sinnlosen‘ Mord und wandert ins Gefängnis.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

J

Jagdfieber USA 2006, R: Anthony Stacchi, Roger Allers, Jill Culton

„Der Computeranimationsfilm ‚Jagdfieber‘ erzählt vom zahmen und bequem bei der Rangerin Beth lebenden Grizzlybären Boog, der dank der unseligen Aktivitäten des chaotischen und dauerquasselnden Hirschs Elliot in die Wildnis gerät und sich dort irgendwie zurechtfinden muss. Doch die wirklich gelungenen Gags sind eher rar gesät, und auch die finale Auseinandersetzung der Tiere mit ballerfreudigen Jägern fällt enttäuschend unoriginell aus.“ (tip) H, HB, HH

K

Krass USA 2006, R: Ryan Murphy, D: Annette Bening, Brian Cox

„Verfilmung eines autobiografischen Bestsellers über die Kindheit des Autors an der Seite einer literarisch erfolgslosen Mutter und eines alkoholabhängigen Vaters. Die beide geben ihn in die Obhut eines fast verrückten Therapeuten, bei dem der Junge keine andere Chance hat als sich zu emanzipieren. Die bizarre Mischung aus Drama und schwarzer Komödie nimmt weitgehend die Perspektive der zunehmend instabiler werdenden Mutter ein. Getragen von überzeugenden Darstellern, skurrilen Einfällen und der sorgfältigen Kameraarbeit, zeichnet der Film den Albtraum einer Jugend und darüber hinaus ein stimmiges Zeitbild.“ (filmdienst) HH

L

La maman et la putain (Die Mama und die Hure) Frankreich 1973, R: Jean Eustache, D: Jean-Pierre Léaud, Bernadette Lafont / Originalfassung mit Untertiteln

„Wer sein Kino besonders ereignisarm mag, findet einen seiner Lieblingsregisseure in dem Franzosen Jean Eustache. Zumeist im Bett liegend diskutiert Jean-Pierre Leaud gemeinsam mit Bernadette Lafont in ‚La maman et la putain‘ flotte dreieinhalb Stunden lang sein Sexualleben und das Scheitern seiner politischen Träume. Ein treffendes Porträt junger Leute in den frühen siebziger Jahren – manchmal sehr witzig, oft sehr nervig und in jedem Fall sehr eigenwillig.“ (taz) HB

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„Das Leben der Anderen“ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt. (hip) HB, HH, KL

Lichter der Vorstadt Finnland 2006, R: Aki Kaurismäki, D: Maria Järvenhelmi, Janne Hyytiäinen

„Schnellstraßen, Rolltreppen, U-Bahnen, Chromstahl und Glas: Dieses Finnland ist neu im nostalgischen Mikrokosmos von Aki Kaurismäki, dem treuen Hagiografen der ewig zu spät und zu kurz Kommenden, denen nichts Geringeres als das Leben selbst übel mitspielt. Doch was neu ist, ist nicht gut. Koistinen, der jüngste der gefühlsscheuen Kaurismäki-Helden, dem die Einsamkeit des Nachtwächters ins Gesicht gegraben ist, dreht seine Wach-Runden unter den Videokameras einer modernistischen Shopping-Mall. Wenn er nach Dienstschluss in seine karge Bude zurückkommt, hat das den befreienden Atem der Heimkehr in ein früheres Jahrhundert. Koistinen ist nicht von heute. Leider gibt es in seiner Welt Bösewichter, eine fleischige Blondine mit Kobrablick, die ihm erst den Kopf verdreht und dann eine Droge in seinen Drink kippt: So nimmt – mit Carlos Gardel und Puccini sentimentalisiert – die Passion ihren Lauf. Kaurismäkis Bilder zitieren klassische Vorbilder und behalten dabei eine eigene Unschuld, Einfalt, Keuschheit: ihr offenbares Geheimnis. Alles wie gehabt und doch bewegend; was er kann, kann sonst niemand mehr.“ (Der Spiegel) HH, KL

Liebe braucht keine Ferien USA 2006, R: Nancy Meyers, D: Cameron Diaz, Kate Winslet

„‚Liebe braucht keine Ferien‘, erkennen die Londoner Journalistin Iris (Kate Winslet) und die Filmproduzentin Amanda (Cameron Diaz) aus L. A., als sie über Weihnachten ihre Häuser tauschen, um im Leben der anderen über gescheiterte Beziehungen hinwegzukommen. Die Regisseurin Nancy Meyers (‚Was Frauen wollen‘) bedient in ihrer überdrehten Komödie jedes Klischee um weibliche Sehnsüchte und lässt dabei ihre Hauptdarsteller Jude Law und Jack Black zu windelweichen, überzuckerten Märchenprinzen verkümmern.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

Little Miss Sunshine USA 2006, R: Jonathan Dayton, Valerie Faris, D: Abigail Breslin, Greg Kinnear

„Eine schrullige amerikanische Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger an unterschiedlichsten Varianten des ‚Amerikanischen Traums‘ gescheitert sind, reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Eine wunderbar einfallsreiche Komödie in Form eines subversiven Road Movie, das ein sympathisches Hohelied auf die Familie anstimmt und vor allem auch durch die hervorragenden Darsteller vorzüglich unterhält.“ ( filmdienst) H, HB, HH

M

M.A.S.H. USA 1969, R: Robert Altman, D: Donald Sutherland, Elliott Gould

„Die Abkürzung M.A.S.H. steht für ‚Mobile Army Surgical Hospital‘. Das Verb ‚to mash‘ bedeutet unter anderem zerdrücken und zerquetschen. Eine passende Wortspielerei also für Robert Altmans gallige Farce aus dem Jahre 1969. Deren Handlung spielt zwar vor dem Hintergrund des Koreakrieges, aber zweifellos war der Vietnamkonflikt das eigentliche Thema. Die beiden despektierlichen Hauptfiguren, die Chirurgen Hawkeye und Trapper John, waren in ihrer Aufsässigkeit, ihrer Unverfrorenheit gegenüber Autoritäten und Bürokraten und ihrem unkonventionellen Auftreten typische Figuren der Sechziger.“ (taz) HH

Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler Deutschland 2006, R: Dani Levy, D: Helge Schneider, Ulrich Mühe

„Humor ist Geschmackssache. Ich will lieber geschmacklos als humorlos sein. So schaut man sich ‚Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler‘ an und spürt: Humor. Bitteren, sardonischen Humor. In Trümmern, aus Zerstörung, Versagen und Niederlage heraus – regt sich ein pompöser Führer hervor, der seine Pompösität verloren hat. Vielleicht kann Deutschland sich nur heilen, wenn Deutsche wirklich über diesen Mann lachen können, als Verführer statt Führer. Es wird kein feiner Humor sein – aber doch heilsam. Dani Levys Film ist superb. Kulissen, Location, Kamera, Inszenierung, Licht, Ton, die feinen Details – alles wunderbar. Und der Inhalt. Man lacht, und man denkt, und man weint. Weil die wahrste Wahrheit immer scherzhaft und schmerzhaft sein muss.“ (so der Berliner Rabbiner Walter Rothschild in der taz) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

N

Nach der Hochzeit (Efter Brylluppet) Dänemark/Schweden 2006, R: Susanne Bier, D: Mads Mikkelsen, Rolf Lassgård / Originalfassung mit Untertiteln

„Jacob Petersen hat sein Leben den Straßenkindern in Indien gewidmet. Als sein Waisenhaus von der Schließung bedroht ist, bietet wir ihm eine großzügige Spende angeboten - unter der Bedingung, nach Dänemark zu kommen. Dort trifft er den geheimnisvollen Spender und dessen Familie, die die Hochzeit der Tochter vorbereiten. Er wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Melodrama von Susanne Bier, die schon in „Open Hearts“ und „Brothers“ bewies, wie subtil sie menschliche Emotionen zeigen kann ohne in den Kitsch zu rutschen.“ (Blickpunkt:Film) H

Nachts im Museum USA 2006, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Robin Williams

„Ein Vater will seinen Sohn und seine geschiedene Frau von seiner Beharrlichkeit in Sachen Arbeitsplatz überzeugen. Deshalb nimmt er eine Stelle als Nachtwächter im örtlichen Geschichtsmuseum an, hat bald aber mehr zu tun als ihm lieb ist, da alle Exponate in der Nacht ein turbulentes Eigenleben führen. Nur mäßig unterhaltsame Komödie, die weder den Hauptdarsteller noch die prominent besetzten Nebenrollen fordert, sodass der Reiz der Geschichte schnell verpufft und nur wenige hübsche Gags bleiben.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Naked Lunch Großbritannien/Kanada 1991, R: David Cronenberg, D: Peter Weller, Judy Davis, Ian Holm / Originalfassung mit Untertiteln

“Die automatisch schreibende Maschine eines Schriftstellers verwandelt sich in eine monströse Küchenschabe, die aus einem fleischigen Anus zu ihm spricht. Die Qual des Schreibens als phobisches Hervorbrechen männlicher Homosexualität – so hat William Burroughs’ Autorenschaft in seinem 1959 erschienenen Kultbuch der Beatgeneration ‚Naked Lunch‘ stilisiert. Burroughs Textkarzinome werden bei Cronenberg opulente Bildgeschwüre, eine Mischung aus „Querelle“ und „Die Rückkehr der Jediritter“. Keine Labor-Morbidität wie bei Greenaway, kein Designer-Horror wie bei Lynch. Wie eine der Käfer-Schreibmaschinen die andere bei „lebendigem“ Leibe frißt, vergißt man nicht so schnell.“ (taz) HB

Nashville USA 1975, R: Robert Altmann, D: Michael Murphy, Keith Carradine / Originalfassung ohne Untertitel

„‚Nashville‘, dieses Epos aus Öde und Farbigkeit, nimmt als durchgehendes Transportvehikel die Musik: Country und Western, Folklore, elektronisch und akustisch verstärkt. Der Film birst vor Musik, guter, und gewollt im Sinne der Verfremdung schlechter Musik. Wenn Tom (Keith Carradine) sein ‚I’m easy‘ singt und sich dies später in seinem Hotelzimmer zur Kopulation vorspielt: Gebiert auch der Film hier einen Hit? Man muss ein weiteres Lob den Schauspielern schreiben. Altman hat sie wie in vielen seiner Filme improvisierend am Dialog mitarbeiten lassen. Er erreichte so eine Authentizität in Rede und Gestus, deren Intensität auch sie, in einem Film nach dem Bilde der Stadt Nashville in Tennessee, ‚Nashville‘ werden ließ.“ (Frankfurter Rundschau) HH

O

One Way Deutschland/Kanada 2006 , R: Reto Salimbeni, D: Til Schweiger, Lauren Lee Smith

„Der clevere Werbemanager Eddie Schneider steht kurz vor der Erfüllung seiner Wünsche. Er soll seine große Liebe Judy heiraten. Sie ist die Tochter von Anthony Birk , dem eine Top-Agentur gehört. Dort soll Eddie Geschäftspartner werden. Aber ein einziger Fehler lässt seine Träume zerplatzen: Weil er seine gute Freundin Angelina verrät und einem angeklagten Vergewaltiger ein falsches Alibi verschafft, nimmt sein Leben eine bedrohliche Wendung. Das Opfer will sich nun an Eddie rächen. Werbefilmer Reto Salimbeni steht als Autor und Regisseur hinter dem packenden Drama um Schuld, Lügen und Rache, für das Til Schweiger auch als Produzent fungiert.“ (kino.de) HB, HL

P

Der Pakt – The Covenant USA 2006, R: Renny Harlin, D: Steven Strait, Sebastian Stan

„Reichlich Hokuspokus um vier knackige junge Männer im Kampf gegen einen übernatürlichen Feind. Schauplatz des aufgeblähten Spektakelchens ist eine elitäre Bildungsstätte an der amerikanischen Ostküste. Vier ihrer Schüler sind Nachfahren einer Hexer-Sippe. Noch nutzen sie ihre besonderen Gaben eher selten und versuchen ein halbwegs normales Teenagerleben zu führen. Doch die Jungs nähern sich jenem Alter, in dem sich ihre Kräfte um ein Vielfaches steigern werden. Wer jetzt seinen pubertätsbedingt Amok laufenden Hormonen nachgibt und seine Macht ungebührlich nutzt, wechselt auf „die dunkle Seite“. Eine blöde Story, pillepalle umgesetzt. Interessant ist einzig die Frage, warum Renny Harlin seine gestählten, selten vollständig bekleideten Darsteller so grotesk lüstern in Szene gesetzt hat.“ (Cinema) HB, HL

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) HB, HL, KL

Prestige – Meister der Magie USA/Großbritannien 2006, R: Christopher Nolan, D: Hugh Jackman, Christian Bale

Mit der Zauberkunst hat Christopher Nolan eine grandiose Metapher für das Filmemachen gefunden. In seiner Geschichte von zwei verfeindeten Illusionisten im späten 19. Jahrhundert führt der Regisseur selber ständig filmische Zauberkunststücke vor, und immer, wenn man glaubt, er lasse sich dabei in die Karten schauen, hat er noch ein Trumpf im Ärmel. Wie alle seine Filme ist auch dieser äußerst kunstvoll konstruiert. Nolan wechselt virtuos zwischen den Zeitebenen und Erzählperspektiven hin und her, aber er kann auch in kleinen Szenen genau auf den Punkt kommen. „Prestige“ ist ein hochintelligenter Unterhaltungsfilm, der ganz nebenbei komplexe und existenzielle Themen berührt. (hip) H, HB, HH, HL, KLOL

Princesas Spanien 2005, R: Fernando León de Aranoa Candela Peña, Micaela Nevárez

„Eine aus der Dominikanischen Republik stammende Madrider Prostituierte lernt eine Frau aus kleinbürgerlicher Familie kennen, die ihrer Arbeit im Geheimen nachgeht. Beide freunden sich an, und obwohl die Bürgerliche selbst hilfs- und schutzbedürftig ist, schlüpft sie in die Rolle des Schutzengels ihrer Kollegin. Der präzis beobachtende, intensiv inszenierte und überzeugend gespielte Film erzählt mit semidokumentarischen Mitteln vom Straßenstrich in der spanischen Hauptstadt sowie vom täglichen Rassismus. Dabei fragt er nicht nach gesellschaftlichen Wurzeln und setzt gelegentlich zu sehr auf Unterhaltungswert.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Q

Die Queen Großbritannien/Frankreich/Italien 2006, R: Stephen Frears, D: Helen Mirren, Michael Sheen

Wohl jeder weiß noch genau, wo er war und was er tat, als er erfuhr, dass Princess Diana in einem Autounfall starb. Es war einer der entscheidenden Momente der 90er Jahre - und ein Wendepunkt für Großbritannien. Die Briten benahmen sich angesichts der Trauer um Diana anders als gewohnt, und ihre alten Tugenden schienen obsolet geworden zu sein. „That’s the way we do things in this country“, sagt Helen Mirren als Elisabeth II angesichts des Trauerfalls und hält sich reserviert an die Etikette – ohne dabei zu ahnen, wie gefährlich falsch sie damit liegt. Diese vielleicht schwerste Krise des britischen Könighauses der letzten Jahrhunderte, steht im Mittelpunkt des neuen Films von Stephen Frears. Eine immense Neugier scheint ihn und sein Team dazu angestachelt zu haben, hier sehr tief zu bohren und dabei nach Wahrhaftigkeit zu suchen. „The Queen“ besteht zum größten Teil aus intimen, häuslichen Szenen (wobei das Wort „häuslich“ bei den Royals allerdings neu definiert werden muss). Alle Schauspieler fangen meisterlich die Manierismen der jeweiligen Figuren ein, und erreichen so einen hohen Wiedererkennungswert, obwohl sie den Vorbildern nicht einmal besonders ähnlich sehen. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

R

Rache ist sexy USA 2006, R: Betty Thomas, D: Jesse Metcalfe, Brittany Snow

„Pfiffige Teenagerkomödie über drei Mädchen, die sich am Schulschönling rächen wollen, der sie gegeneinander ausgespielt hat und die sich ein raffiniertes „Gefährliche Liebschaften“-Konstrukt zusammenspinnt und dann im Stil von Genreklassikern wie „Heathers“ oder „Girls Club“ mit ebenso viel Humor, Herz und Biss durchexerziert. Betty Thomas, zuletzt mit dem weniger gelungenen „I Spy“ in den deutschen Kinos, läuft zu alter „Private Parts“-Form auf, hält das Tempo hoch und verlässt sich auf die Attraktivität ihrer Hauptdarsteller.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

The Return USA 2005, R: Asif Kapadia, D: Sarah Michelle Gellar, Peter O’ Brien

„Atmosphärischer Horrorfilm über eine junge Frau, die der Ursache ihrer unheimlichen Visionen auf den Grund geht. Nach „Buffy“ im TV und „The Grudge“ im Kino bleibt Sarah Michelle Gellar dem Horrorgenre treu. „The Return“ arbeitet mit den Konventionen des Schreckens, lässt verwundbare Heldinnen einsame Häuser durchsuchen und konfrontiert sie mit übernatürlichen Erscheinungen. Doch die verstörende, stilsichere Bildsprache des Briten Asif Kapadia hebt diesen Thriller über das Niveau des Genredurchschnitts.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

Die Rotkäppchen-Verschwörung USA 2005, R: Cory Edwards, Todd Edwards, Tony Leech

„Vor dem Hintergrund des mysteriösen Diebstahls von Süßspeisenrezepten im Märchenwald ermittelt die Polizei auch wegen eines Einbruchs im Haus von Rotkäppchens Großmutter. Sowohl das Mädchen als auch die dort in flagranti erwischten Verdächtigen geben mit ihren Aussagen ein höchst unterschiedliches Bild vom Tathergang, tragen aber zur Enttarnung des Bonbon-Banditen bei. Aberwitzige, auf jugendlichen Zeitgeist getrimmte Trickfilm-Variation des Grimmschen Märchens, die nicht immer stilsicher, aber mitunter sympathisch subversiv unterhält.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KL, OL

S

Sans soleil Frankreich 1982, Regie: Chris Marker

Stellen Sie sich vor, sie bekommen Brief von einem in der Welt herumreisenden Freund. Briefe voller Bilder, Töne und Ideen, in denen er Ihnen seine intensivsten Eindrücke, seine Reflexionen über das Gesehene und seine erstaunlichen Fundstücke schickt. Denn dieser Freund ist nicht irgendein Globetrottel, sondern ein begnadeter Reisender. Er beherrscht die Kunst des neugierigen Flanierens, ist belesen und kann vor allen Dingen hochintelligent und mit originellem Witz von seinen Reiseerlebnissen berichten. Solche Post würden Sie gerne in ihrem Postkasten finden? Dann freuen Sie sich auf Chris Markers „Sans Soleil“, denn der französische Dokumentarfilmer hat seinen Film als solch eine Folge von Briefen konzipiert, und er lässt den fiktiven Autoren dieser Reiseimpressionen so sympathisch, klug und spannend vom Alltäglichen, japanischem action-cooking und der Zeit erzählen, dass er dem Zuschauer schnell zum Freund wird. (hip) HB

Schweinchen Wilbur und seine Freunde USA 2006, R: Gary Winick, D: Dakota Fanning, Siobhan Fallon

„Charmante Verfilmung eines vor allem im amerikanischen Sprachraum bekannten Kinderbuches von E.B. White. In einer Kombination aus Realfilm und vergleichsweise realistischem Computertrick erzählt der Familienfilm von der Freundschaft zwischen dem Ferkel Wilbur und der Spinne Charlotte, die sich schon etwas Besonderes einfallen lassen muss, um ihren Kumpel vor dem drohenden Schlachtermesser zu retten. Das ist oftmals auf eine nette Weise komisch, manchmal auch gekonnt rührselig und tricktechnisch absolut auf der Höhe der Zeit.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, OL

Schwere Jungs Deutschland 2006, R: Marcus H. Rosenmüller, D: Sebastian Bezzel, Michael A. Grimm

„Vier übergewichtige Hobbysportler aus Bayern wollen beweisen, dass sie im Bob zur Weltspitze gehören – und mischen damit eine ganze Olympiade auf. Marcus H. Rosenmüller, der mit „Wer früher stirbt, ist länger tot“ den Überraschungshit des Jahres 2006 ablieferte, gelingt hier ein liebevoller Blick auf Deutschtümelei und sportlichen Ehrgeiz. In seiner schrulligen David-gegen-Goliath-Geschichte siegen die Zwischentöne über den Knalleffekt. Schon das ist ein kleines Kinowunder.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Sehnsucht Deutschland 2006, R: Valeska Griesebach, D: Anett Dornbusch, Andreas Müller

„‚Sehnsucht‘ entdeckt in der tiefen deutschen Provinz ganz große Emotionen. Im brandenburgischen Dorf Zühlen wacht der verheiratete Handwerker Markus Koplin eines Morgens neben einer Kellnerin auf und kann sich an kaum mehr erinnern als an den ersten Drink. So wie die Feuerwehr in diesem Film nichts zu löschen hat außer den Durst und zündelnd die Flammen des Osterfeuers am Lodern hält, sind die Bewohner für jeden Funken der Leidenschaft dankbar. Doch ohne das dörfliche Leben je zu denunzieren, ist der jungen Berliner Regisseurin Valeska Grisebach ein schroffer Liebesfilm gelungen, voller Zuneigung zu ihren Figuren, die auf anrührende Weise nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen.“ (Der Spiegel) HB

Das Streben nach Glück USA 2006, R: Gabriele Muccino, D: Will Smith, Jaden Smith

„‚Das Streben nach Glück‘, festgeschrieben in der amerikanischen Verfassung, beflügelte vor 26 Jahren auch den real existierenden, erfolglosen Vertreter und späteren Finanzier Chris Gardner (Will Smith): Gardner, verschuldet, ohne Job und Ehefrau, dafür aber die Sorge um den fünfjährigen Christopher (Smith-Sprössling Jaden) tragend, schaffte es durch Intelligenz, zähe Arbeit und Fortbildung aus bitterer Obdachlosigkeit bis in höchste Millionärsetagen. Ein perfekter US-Traum vom standhaften Amerikaner, den Regisseur Gabriele Muccino zwischen Hochglanz-Armut und Hochdruck-Einsatz seines ehrgeizigen Superstars leicht ermüdend inszeniert hat.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Sure Fire (Todsicher) USA 1990, R: Jon Jost, D: Tom Blair, Kristi Hager / Originalfassung mit Untertiteln

“Utahs Landschaft im goldenen September ist der Schauplatz einer tragischen Vater-Sohn-Geschichte. Wes, ein Unternehmer, will hier Altersruhesitze für reiche Kalifornier bauen. In seiner rücksichtslosen Art überrennt er Familie wie Freunde. Innovativ und außergewöhnlich erzählt aus der Perspektive des Vaters ist ,Sure Fire‘ ein ,amerikanisches Meisterwerk‘, so ,The Village Voice‘.“ (Kino 46) HB

T

Texas Chainsaw Massacre: The Beginning USA 2006, R: Jonathan Liebesman, D: Jordana Brewster, Taylor Handley

„Vier Teenager fallen einer texanischen Kannibalenfamilie in die Hände und werden auf bestialische Weise abgeschlachtet. Die Vorgeschichte zum Remake von „Texas Chainsaw Massacre“ ist weniger ein Prequel als ein Remake des Remakes und erweist sich als grobschlächtiger, von extremem Sadismus und Nihilismus gezeichneter Splatterfilm, der sich ästhetisch und technisch an die Filme der frühen 1970er-Jahre anlehnt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KL

The Wind That Shakes the Barley Großbritannien/Irland/Deutschland/Italien/Spanien 2006, R: Ken Loach, D: Cillian Murphy, Pádraic Delaney

„Nachdem er mehrere grausame Übergriffe britischer Soldaten gegen irische Zivilisten miterleben musste, tritt ein junger Arzt 1916 der Widerstandsgruppe seines Bruders bei, die im Untergrund gegen die Besatzer kämpft. Während sich die Gewalt auf beiden Seiten hochschraubt, verwischt die zunächst klar scheinende Grenze zwischen Gut und Böse mehr und mehr. In seinem neuesten Film befasst sich Regisseur Ken Loach mit den Anfängen der IRA und entwirft dabei ein zunehmend komplexes Geschichtsbild. Dabei hätte er Gewalt als Mittel der Politik noch nachdrücklicher infrage stellen können, um somit den Film vor der Lesart einer blutromantischen Heldenverehrung zu bewahren.(Rheinischer Merkur) H, HH, HL, KI, OL

U

Unser täglich Brot Österreich 2005, R: Nikolaus Geyrhalter

„‚Unser täglich Brot‘ zeigt einen Albtraum von Ordnung und Effizienz, den wir täglich als Konsumenten im Supermarkt in Gang halten. Seine Wucht verdankt er auch einer Aussparung: keine Interviews, kein Kommentar, keine moralischen Haltegriffe. Es werden keine Schuldigen dingfest gemacht und keine Konzernchefs vorgeführt. Geyrhalter zeigt in achsensymmetrischen Tableaus endlose Kornfelder, immer wieder fährt die Kamera durch scheinbar menschenleere Tomatenzuchtanlagen. Bilderbögen von kalter Schönheit, die wie fotografische Stillleben wirken. Auch die serielle Tötung von Fischen, Kühen, Schweinen und Hühnern ist zu sehen – auch Blut spritzt. Doch der Schrecken, der diesen Bildern innewohnt, ist subtiler. Die Äcker, die Treib- und Schlachthäuser scheinen ebenso menschenleer zu sein wie die Autofabriken. Wir sehen eine Maschinenwelt, ein System, dessen Perfektion seine Perversion ist. „Unser täglich Brot“ ist kein Splatter-, eher ein Science-Fiction-Film. Wenn Kubrick eine Dokumentation über die Agrarindustrie gedreht hätte, sie hätte so ähnlich ausgesehen.“ (taz)H, HB, HH

Die Unzerbrechlichen Deutschland 2006 , R: Dominik Wessely, Marcus Vetter

„Der Dokumentarfilm von Dominik Wessely erzählt von einer Handvoll Idealisten, die die stillgelegte Glashütte Theresienthal im Bayerischen Wald wieder ins Leben rufen wollen. Wessely gelingt es, die Glasbläser so zu zeigen, wie sie sind: sehr schweigsame Menschen, die einfach wieder arbeiten wollen, und denen eine Tradition, das Kunsthandwerk des Glasblasens, das vielfach ihre Eltern und Großeltern schon ausübten, einfach am Herzen liegt. Es sind fast schon archaische Momente, wenn im Film der Glasofen in Theresienthal zum ersten Mal wieder brennt, wenn die schwitzenden Männer in staunenswerter Kunstfertigkeit das Glas blasen und einfach nur konzentriert bei der Arbeit sind - glückliche, zufriedene Augenblicke. Bis dahin war es ein langer Weg, den Wessely genauestens dokumentiert - unzählige Gespräche mit meist norddeutschen Unternehmensberatern, Designern und Vertriebsprofis werden geschildert. Aber die größte Freude hat man beim Zuschauen, wenn niederbayerische Gelassenheit auf norddeutschen Hyperaktivismus trifft – das Zusammenprallen der Kulturen gehört mit zum Besten in diesem Film.“ (br-online) H, HB, HH, HL, KL, OL

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Vater und Sohn Deutschland /Russland 2003, R: Aleksander Sokurow, D: Andrej Shchetinin, Alexej Neymyshew / Originalfassung mit Untertiteln

„An manchen Filmen ist das Schönste die Analyse danach. „Vater und Sohn“ ist so ein Film, weil ihm mit Logik nicht beizukommen ist. Regisseur Alexander Sokurow serviert schwerste russische Filmkost: In einer seltsamen Traumwelt sucht Sohn Alexej seine eigene Identität im Vater und umgekehrt. Beide leben abhängig von einander auf engstem Raum in einem Gespinst aus Erinnerungen, Ritualen und gegenseitiger Fürsorge. Dabei ist nichts eindeutig, weder die Dialoge, noch die Bilder. Und über all dem Verrätselten legt die Musik Peter Tschaikowskys einen Klangteppich voller Melancholie.“ (Brigitte) HB

Verfolgt Deutschland 2006, R: Angelina Maccarone, D: Maren Kroymann, Kostja Ullmann

„Wie schon in ihrem Film „Fremde Haut“ wagt sich Regisseurin Angelina Maccarone diesmal mit ‚Verfolgt‘ wieder an ein provokantes und sensibles Thema. Geschildert wird die sexuelle Beziehung zwischen der 52-jährigen Bewährungshelferin Elsa und ihrem 16 Jahre alten Schutzbefohlenen Jan. Aus ihrem monotonen Eheleben ausbrechend lässt sich Elsa auf die Affäre mit dem masochistisch veranlagten Jan ein, nur um statt Erlösung Ernüchterung zu finden. Mit seiner erfreulich unkonventionellen Variation des Lolita-Mythos ist „Verfolgt“ ein irritierender Film über die Liebe zweier einsamer und verletzter Menschen.“ (Rheinischer Merkur) H, HH

Vitus Schweiz 2005, R: Fredi M. Murer, D: Teo Gheorghiu, Bruno Ganz

„Ein hochbegabter Junge, dessen Karriere als Pianist von seiner ehrgeizigen Mutter forciert wird, findet eine kindgerechte Rückzugsmöglichkeit bei seinem erdverbundenen Großvater, der auch noch zu ihm hält, als er durch einen Sturz vom Balkon zum „normalen“ Kind wird. Die mit märchenhaften Untertönen konventionell erzählte Geschichte einer Menschwerdung mit geschliffenen Dialogen und eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen. Eine Liebeserklärung an die Kindheit und die Musik.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Wassup Rockers USA 2006, R: Larry Clark, D: Jonathan Velasquez, Milton Velasquez / Originalfassung mit Untertiteln

Wassup Rockers – was geht, Rocker? Eine Gruppe von Latino-Teenagern weigert sich, sich den Hip Hop Ritualen in ihrem Viertel South Central in Los Angeles anzupassen. Sie sind anders als die anderen, tragen enge Jeans, hören Punk Rock und sind auf ihren Skateboards unterwegs. Ein Ausflug ins noble Beverly Hills, zu den unter Skatern berühmten „Nine Stairs“, wird für die Jungs zum aufregenden Abenteuer. Cops, Mädchen, aggressive Rich-Kids und eine abstruse Nachbarschaft - der Weg nach Hause wird zur wilden Jagd.“ (b-movie) HH

Der weiße Planet Kanada/Frankreich 2006, R: Jean Lemire, Thierry Piantanida, Thierry Ragobert

„In diesem Dokumentarfilm ist die Geburt eines Eisbärenbabys erstmals aus nächster Nähe zu sehen. Angesichts solch bewegender Naturaufnahmen setzen die Dokumentaristen Thierry Piantanida und Thierry Ragobert in alter französischer Tierfilmersitte zu poetischen Höhenflügen an und dichten Walrosse zu den Philosophen der Arktis um. Und tatsächlich: Den Tieren wachsen Sloterdijk-Schnauzer. Kein Wunder also, dass dieser vom Bund für Umwelt und Naturschutz unterstützte Film die Zuschauer eindringlich vor der Erderwärmung warnt: Wenn das Walross schwitzt, wird für die Menschen das Eis immer dünner.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, Kl, OL

Wo ist Fred? Deutschland 2006. R: Anno Saul, R: Til Schweiger, Jürgen Vogel

„Der fitte Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) gibt sich als Behinderter aus, um einen signierten Basketball für den flegelhaften Sohn seiner Freundin zu ergattern. Mit Jürgen Vogel als prolligem Sidekick findet sich Schweiger in einer Serie von Behinderten-Slapsticknummern wieder. Als Vorbild dienen amerikanische bad taste-Komödien, aber weder ihr Witz noch ihre Schärfe werden erreicht.“ (tip) H, HB, HH, KL, OL