Schmutziges Fleisch

RADRENNSPORT ARD und ZDF stellen ihre Live-Berichte von der Tour de France 2012 ein

Jetzt ist es auch offiziell: ARD und ZDF haben am Mittwoch bekannt gegeben, von 2012 nicht mehr live von der Tour de France zu berichten. „Beide Sender haben sich darauf verständigt, einem neuen Vertrag der EBU mit dem Rechteinhaber ASO über eine Live-Ausstrahlung nicht mehr beizutreten“, hieß es in einer Mitteilung – die einen taz-Bericht von gestern bestätigte.

Zurückhaltung übten die Sender bei ihren Beweggründen. Dazu teilten sie lediglich mit: „Das bedeutendste Radrennen der Welt findet bei den deutschen Fernsehzuschauern nur noch eine geringe Akzeptanz, die lange Live-Sendestrecken nicht mehr rechtfertigt.“ Im Schnitt noch 1,26 Millionen Radsportfans schalteten zuletzt ein.

Keine Rede war indes von Doping. Nach taz-Informationen spielte der Fall des Spaniers Alberto Contador hinter den Kulissen dennoch eine Rolle. Der Tour-de-France-Sieger war positiv auf Clenbuterol getestet worden, ein Mittel, das in der Kälbermast zum Einsatz kommt. Er selbst macht daher schmutziges Fleisch verantwortlich.

Der neuerliche Schritt, auf den sich vor allem ZDF-Chef Markus Schächter sehr früh festgelegt hatte, ist konsequent, denn die Sender mussten schon 2007 ein Debakel ertragen: Als auch deutsche Fahrer in Dopingfälle verwickelt waren, brachen sie ihr Live-Programm ab. Der damalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender warnte, dieser Ausstieg sei ein Schuss vor den Bug, der zweite gehe „in den Bug – und dann ist’s auch zu Ende“.

Doch weil die Sender mit dem Tour-Ausrichter stets einen Vertrag über mehrere Jahre abschließen, sind sie in diesem Jahr ein letztes Mal verpflichtet, mindestens die Stunde bis zur Zieleinfahrt einer jeden Etappe live zu zeigen. Von 2012 an wird die Tour dann nur noch in den festen Sportsendungen von ARD und ZDF unterkommen – als ein Thema von vielen. DANIEL BOUHS

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