Vor allem taktvoll soll es sein

Die Fernsehsender in den USA überlegen, wie sie mit Bildern von Saddams Hinrichtung umgehen sollen

„Was wir zeigen, orientiert sich an Kriterien des Geschmacks und Anstands“

NEW YORK rtr ■ Für das Fernsehen ist die Hinrichtung von Saddam Hussein ein Dilemma. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Ereignis im Irak auf Video aufgezeichnet wird, und eventuell könnte es danach im irakischen Fernsehen gezeigt werden. „Wir werden alles aufnehmen“, sagte Iraks Nationaler Sicherheitsberater Mouffal al-Rubaye gegenüber dem US-Fernsehsender CBS.

Nach bisherigen Erfahrungen mit Hinrichtungen im Irak könnte das Ergebnis die Zuschauer schockieren – erst am Dienstag veröffentlichte die irakische Regierung schaurige Bilder der Erhängung von 13 Gefangenen. Am Donnerstag hielten mehrere US-Fernsehsender Krisentreffen ab, um zu beraten, wie man mit Saddams Hinrichtungsvideo umgehen sollte.

ABC und CBS sagten, sie würden die komplette Hinrichtung nicht zeigen. „Wir sind uns bewusst, dass dies in die Wohnzimmer der Leute kommt und Kinder zugucken könnten“, sagte CBS-Nachrichtenchefin Linda Mason. „Wir haben sehr strenge Richtlinien darüber, wie man mit so was umgeht“, sagte Bob Murphy, leitender Redakteur von ABC News. „Wenn Bilder von der Hinrichtung zur Verfügung gestellt werden, muss die Leitungsebene sie sehen, bevor wir sie ausstrahlen, und wir würden die Auswahl dessen, was wir zeigen, nach Kriterien des Geschmacks und des Anstands treffen.“

Die Sender CNN und Fox News hatten noch keine Entscheidung darüber getroffen, wie sie mit einem eventuellen Hinrichtungsvideo umgehen würden. Unklar blieb auch noch, was der neue internationale Sender Al-Dschasira-International machen würde. Al-Dschasira hat auch auf seinem arabischen Sender noch nie Hinrichtungen gezeigt.

Die Ausstrahlung eines Hinrichtungsvideos wäre in den Vereinigten Staaten beispiellos. Als zwei Söhne Saddam Husseins von US-Soldaten in Mossul im Juli 2003 getötet wurden, zeigte das Fernsehen hinterher nur Fotos der Leichen. „Wir zeigten nur, was wir für angemessen hielten“, sagte Murphy. „Wir zeigten die Bilder nicht live, und wir zeigten bloß genug, damit klar war, um wen es sich handelte.“