schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Die Kule ist ein durch selbstbestimmte und partizipative Handlung angeeigneter Ort – also eine „Notwendigkeit“, wie Heiner Müller in einer Begegnung im Haus 1990 bemerkt hat. Seit sehr, sehr, sogar gefühlter sehr, sehr, sehr, sehr langer Zeit ist dort nun eine ganz bezaubernde Ausstellung zu finden, die ohne viel Aufhebens besondere Perspektiven präsentiert. Naheliegend, dass eine Ausstellung mit dem Titel „Something with Performance“ den Blick auf Werke freigibt, die sich mit dem Performativen beschäftigen. Tatsächlich überraschen die vielfältigen Herangehensweisen aber doch. Kaum ein Werk, das in einen Rahmen gezwängt wirkt, in den es nicht passt, oder das dem Thema banal begegnet. Das ist vor allem den KünstlerInnen Nick Crowe und Nika Radić zu verdanken, die mit neun KünstlerInnen und Gruppen eine wunderbar ausbalancierte Mischung zusammengestellt haben. Nick Crowe und Ian Rawlinson, die seit einigen Jahren im Duett arbeiten, haben nicht nur den hinteren Bühnenraum in mehreren Schichten mit ihrer Installation zweier Mikrofonständer, verbunden mit einem Kabel, ausgewogen. Ein hübsches, fragiles Bild, das nicht selten BesucherInnen entlarvt, die sich an die Mikros stellen und enttäuscht feststellen, dass zwei direkt miteinander verbundene Mikros nun mal keinen Ton verstärken. Dabei wünscht man sich, dass auch manch Machthungriger diesen Fauxpas bei sich entdeckt und aufhören würde, gegen Wände zu brüllen. Wesentlich elender schaut der Protagonist von Niklas Goldbachs digitalem Tableaux Vivant in die kultivierte Natur. An einen Baum gefesselt, bleibt ihm auch nicht viel übrig, also scheint er mal zu sinnieren, mal an seinen Fesseln zu zerren, was ihm nur gar nichts bringt. Da hat die Natur größere Kräfte parat. Aber die treten erst auf, wenn es zu spät ist. So lange möchten man aber gar nicht warten (bis 29. Juni, Di.–Fr. 10–19 und Sa., So. 11–19, Auguststr. 10) Weswegen es sich auch lohnt, am Samstag unseren BundespräsiGauck daran zu erinnern, dass weite Teile der Bevölkerung, die er repräsentiert, meinen, Krieg sei keine Lösung. Dazu sollen Spielzeugpanzer zu seinem Stammsitz getragen werden. Hintergrund ist, so die VeranstalterInnen, dass in der Altenhilfe mit Symbolen der frühen Kindheit gearbeitet wird, damit der Mensch sich wieder orientieren kann. Fakt ist allerdings auch, dass Obama von einem eventuellen Drohneneinsatz im Irak faselt. Da wirken die Panzer schon arg antik. Aber wer will schon seine Playstation zurücklassen? Außerdem, wer weiß, ob der ehemalige Kirchenfunktionär überhaupt erkennen würde, was er da vor sich hat. (21. Juni, 12–14 Uhr, Bellevue, Spreeweg 1)