DOMINIC JOHNSON ÜBER GESTOPPTE ÖLBOHRUNGEN IM KONGO
: Nicht nur für die Gorillas gut

Das Öl ist der wohl schillerndste der vielen schillernden Wirtschaftszweige der Demokratischen Republik Kongo. Die ganze Welt kennt Kongos angebliche „Blutmineralien“, aber kaum jemand weiß, dass Erdöl selbst zu Bürgerkriegszeiten eines der wichtigsten Exportgüter des Landes gewesen ist, dank der Vorkommen im Meer vor der schmalen Atlantikküste. Der Ölsektor war und ist als Geldquelle der Mächtigen hundertmal wertvoller, als es Coltan im kriegsgeschüttelten Osten des Landes jemals gewesen ist.

Von daher war es schon immer höchst bedenklich, dass ausgerechnet in den Konfliktgebieten Ostkongos die nächsten Ölquellen erschlossen werden sollten. Es ging dabei in Wahrheit nie um Förderung – dafür gibt es nicht einmal den Ansatz der notwendigen Infrastruktur. Es ging darum, durch das Erzeugen ökonomischer Interessen in instabilen Gebieten politische Abhängigkeiten zu festigen. Dass nun auch noch der Virunga-Nationalpark für Ölprospektion geöffnet wurde, während man lokale Bevölkerungen verjagte, war ein deutliches Signal, dass Gesetze im Kongo in erster Linie für die gelten, die kein Geld haben.

Nun hat die Ölfirma Soco einen Rückzieher gemacht – aufgrund internationalen Drucks. Erfolgreich konnte dieser Druck nur sein, weil das Ölgeschäft im Ostkongo eben vor allem ein politisches ist. Die politischen Risiken der Ölsuche im Park sind höher als die möglichen Vorteile. Soco hält auch Öllizenzen im Westen Kongos.

Der internationale Druck muss jetzt erweitert werden und darauf drängen, dass es demokratische Teilhabe und Überwachung von Mindeststandards überall dort gibt, wo im Kongo Öl gefördert, gesucht oder verarbeitet wird. Umweltschützer sollten sich im Kongo nicht nur für Berggorillas im Nationalpark einsetzen, sondern auch für die Menschen nebenan.

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