Reise in den Orient

Das erste Konfuzius-Institut im Lande steht seit gestern in Düsseldorf. Sprache und Kultur sollen im Mittelpunkt stehen. „China steht für Harmonie“, sagt eine Mitarbeiterin der chinesischen Botschaft

von JANA IDRIS

„Planst du für ein Jahr, so pflanze Reis, planst du für zehn Jahre, so pflanze Bäume, planst du aber für 100 Jahre, so bilde Menschen“

Kuan Tzu, chinesischer Gelehrter

Im Flur wacht Konfuzius persönlich. Der „Meister aus dem Geschlechte Kung“ prangt auf einer Papierrolle. An den Wänden hängen Kalligraphien in schwarzer Tusche. Auch sie stehen ganz im Sinne der konfuzianischen Lehre für Harmonie. Seminarräume und Bibliothek warten jetzt nur noch auf Besucher. Gestern wurde im Düsseldorfer Ernst & Young-Gebäude das Konfuzius-Institut eröffnet. Somit hat Düsseldorf nach Berlin und Nürnberg/Erlangen das dritte Institut deutschlandweit.

Beteiligt an dem Kulturhaus sind das „Office of Chinese Language Council International“ (Hanban) und die Stadt Düsseldorf. Aber auch das Universitätssprachenzentrum der Heinrich-Heine-Universität mit der chinesischen Beijing Foreign Studies University (BFSU). Denn vor allem soll das Institut die chinesische Sprache lehren

„Der Standort Düsseldorf war nicht alleiniger Bewerber um das renommierte Institut“, sagte der Rektor der Heinrich-Heine-Universität, Alfons Labisch. Mit einem Grinsen und einer gewissen Schadenfreude fügte er hinzu: „Wer die anderen Bewerber waren, sage ich nicht.“ Dass von chinesischer Seite die Wahl schließlich doch auf die Landeshauptstadt fiel, sei „eine Ehre für Düsseldorf und die Heinrich-Heine-Universität“. Labisch hob ebenfalls die seit Jahren bestehenden Beziehungen zwischen seiner Universität und der BFSU hervor. Er forderte, sich in der Wissenschaft wieder mehr zu „orientieren“, den Blick mehr nach Osten zu richten. Auch Wilfried Kruse von der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung unterstrich die engen Beziehungen in Wirtschaft und Wissenschaft zwischen China und Düsseldorf. „Das Konfuzius-Institut ist ein guter Anknüpfungspunkt.“ Auch wirtschaftliche Kooperation könne eben nur funktionieren, wenn gleichzeitig die Kultur des Anderen näher gebracht werde.

Die Konfuzius-Institute sollen die chinesische Kultur und Sprache verbreiten und vor allem auch den Dialog zwischen den Ländern fördern. Damit könnte es als chinesisches Pendant zum deutschen Goethe-Institut angesehen werden. Nachdem im November 2004 das erste Konfuzius-Institut in der koreanischen Hauptstadt Seoul errichtet wurde, hat China weltweit zahlreiche Institute eröffnet, vorzugsweise in Kooperation mit Universitäten. Um mit der wachsenden Anzahl der Interessenten an der chinesischen Sprache mithalten zu können, plant China bis zum Jahr 2010 etwa 100 solcher Institute in der ganzen Welt zu bauen. Allein in Deutschland lernen mehr als 20.000 Menschen die ostasiatische Sprache.

Und so bietet auch das Düsseldorfer Konfuzius-Institut chinesische Sprachkurse für verschiedene Niveaus sowie Sprachtests, Seminare zur chinesischen Kultur und eine Bibliothek an. Die ersten Kurse sollen im März 2007 stattfinden. Das Institut möchte aber nicht chinesische Dissidenten beherbergen. Die Mitarbeiterin der chinesischen Botschaft in Berlin, Jinghui Liu, drückte es so aus: „Konfuzius steht für die Harmonie, wie auch China für Harmonie steht. Nach innen und nach außen.“ China wolle sich aktiv für den Weltfrieden einsetzen. Kritische Töne sind aus dem chinesischen Haus in Düsseldorf also nicht zu erwarten.

Konfuzius-Institut, Graf-Adolf-Straße 63Düsseldorf