Gott bleibt katholisch

Kardinal Meisner verbietet Katholiken multireligiöse Feste zu feiern. Lehrer und Glaubensvertreter sind empört

KÖLN taz ■ Kardinal Joachim Meisner sorgt mal wieder für Aufregung. Der Bundesverband Aktion Humane Schule reagierte gestern mit Empörung auf eine Anweisung des Kölner Erzbischofs an Religionslehrer. Darin untersagt ihnen Meisner, an Schulen multireligiöse Feste zu feiern, „weil das Gottesbild der nichtchristlichen Religionen nicht identisch ist mit dem Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist“, wie es in dem Papier heißt, das der taz vorliegt.

„Diese Richtlinie ist unchristlich“, kritisiert Detlef Träbert, Vorsitzender der Aktion Humane Schule, die sich als überkonfessionell versteht. Das gemeinsame Adventssingen von muslimischen und christlichen Schülern etwa zu verbieten, schade der Integration. Träbert appelliert an die Schulen im Erzbistum, das Verbot zu ignorieren.

Auf den Ungehorsam an der Basis hofft auch Hartmut Dreier, pensionierter evangelischer Pfarrer aus Marl. Der 67-Jährige hält Meisners Vorstoß für einen „üblen Eingriff von oben“: „Meisner konterkariert die mühsame Annäherung von Christen und Muslimen“, sagt er. Seit sechs Jahren organisiert Dreier in seiner Stadt so genannte Abrahamsfeste, bei denen Christen, Juden und Muslime zusammen beten. Dreier findet es im Gegensatz zu Meisner nicht wichtig, ob sich die Gebete vereinbaren lassen: „Meisner sollte sich freuen, dass solche Begegnungen überhaupt stattfinden.“

Für Salim Abdullah, Direktor des Islamischen Instituts in Soest, passt Meisners Anweisung nicht mehr in die Zeit – und auch nicht zu Köln: „Köln war der Ausgangspunkt des Dialogs zwischen Muslimen und Christen“, sagt er. Kardinal Joseph Frings habe in den 60er Jahren Muslime, die ihr Abschlussfest zum Fastenmonat Ramadan in einem Stadion feierten, in den Dom eingeladen. „Der kölsche Katholizismus steht für Liberalität“, so Abdullah. Zudem habe das zweite vatikanische Konzil bereits vor über vierzig Jahren festgestellt, „dass Christen, Muslime und Juden zum selben Gott beten, denn Abraham ist ihr gemeinsamer Glaubensvater“, sagt er.

Das sieht Kardinal Meisner anders. „Es ist unehrlich, wenn wir sagen, das ist alles eins“, sagt sein Sprecher Christoph Heckeley. Da der katholische Glaube von Kindern und Jugendlichen noch nicht voll entfaltet sei, könne dies zur Verwirrung sorgen. „Dass Multi-Kulti nicht so reibungslos funktioniert, kann man auch an der Gesellschaft sehen“, so Heckeley. Um anderen Religionen Respekt entgegen zu bringen, müssten Christen erst einmal die eigene besser kennenlernen. NATALIE WIESMANN