Frei nach fünf Taliban-Jahren

Zum Abschied zeigten sich die Taliban generös. Sie schenkten Feldwebel Bowe Robert Bergdahl einen afghanischen Turban. Damit er „glücklich sei und gute Erinnerungen behalte“, wie ein Taliban-Kommandeur süffisant bemerkte. Ganz so gut dürften diese Erinnerungen für den US-Soldaten nach fünfjähriger Gefangenschaft nicht sein. Wiederholt hatte er um sein Leben gefürchtet und auf Propagandavideos voller Angst um seine Rettung gebettelt. Einen Bart nach „Taliban-Art“ musste er sich offensichtlich auch wachsen lassen. Am Samstagnachmittag ist Bowe Bergdahl endlich im Austausch gegen fünf Insassen des Lagers Guantanamo Bay freigekommen. Ein US-Militärhubschrauber holte ihn ab.

Geboren wurde der 28-Jährige am 28. März 1986 in dem Ort Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho. Er ging nicht zur Schule, sondern wurde von seinen Eltern unterrichtet. Mit Anfang zwanzig machte er dann noch einen College-Abschluss, er lernte Fechten und Schießen. Später besuchte er auch eine Ballettschule und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Nach dieser Zeit beschloss er, ein neues Leben zu beginnen. Er reiste nach Paris, wo er Französisch lernte. Er hatte Großes vor und bewarb deshalb sich in der französischen Fremdenlegion. Diese lehnte ihn jedoch wegen mangelnder Schulbildung ab, woraufhin er in die USA zurückkehrte. Wieder hielt er sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Im Frühjahr 2008 bewarb er sich dann bei der US-Armee und wurde nach einer 16-wöchigen Ausbildung in Fort Benning in Georgia dem 501st Infanterie-Regiment zugeteilt.

Im Rahmen der Tätigkeit dieses Regiments wurde Bergdahl dann routinemäßig nach Afganistan versetzt. Bei seiner Gefangennahme war der damals 23-jährige nahe der Stadt Yahya Khel in der Provinz Pakhtia nahe der pakistanischen Grenze im Südosten Afghanistans stationiert. Gerüchten zufolge soll sich Bergdahl damals aus freien Stücken von seiner Einheit entfernt haben – was ihm ein Militärverfahren wegen Fahnenflucht einbringen könnte. Ein offizielles Verfahren gibt es aber nicht. In der Gefangenschaft wurde Bergdahl vom Private First Class zum Sergeant befördert. GB