cdu-parteitag
: Pofallerie, Pofallera

Dass Jürgen Rüttgers nicht zum Sieger der zwei Tage von Dresden wurde, dass der Ministerpräsident auf dem CDU-Parteitag eine moralinsaure Rede hielt, dass seine Zielgruppe zwar auf etwas mehr Arbeitslosengeld hoffen darf, ihr Fürsprecher aber dafür eine Wahlschlappe hinnehmen musste, dass sich Rüttgers auch noch mit pfeifenden Bergleuten herumärgerte, für all das kann er sich beim eigentlichen Sieger von Dresden bedanken: Ronald Pofalla.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Das ulkig aussehende Brillenmodell von einem Mann legte in Dresden sein Meisterstück hin. Im Vorfeld bereiste er die politische Landschaft, besonders die heimatliche NRW-CDU, sorgte dafür, dass Rüttgers laut tönende Hartz-Revision zu einem Antrag wurde, der undramatisch eine Mehrheit fand.

Pofallas fast an Bolschewisten erinnernde Parteitagsstrategie rückte Angela Merkel ins schönste Licht und die Unions-Föderalherren ins Halbdunkle: Rüttgers wurde überrumpelt, er musste als erster reden. Wohl auch deshalb missglückte ihm seine Ansprache zwischen Predigt und Wahlkampfrede. Und weil danach die anderen Landesfürsten ihr Mütchen an dem Nordrhein-Westfalen kühlen durften, verlor im Gerechtigkeitsdiskurs selbst CDU-Softie Christian Wulff. Mehr Merkel-Stärkung ist kaum denkbar – der Niederrheiner Pofalla wird sich nicht nur über sein beachtliches Wahlergebnis gefreut haben.

Nach diesem Parteitagsauftakt konnte nur noch wenig kommen für den gelernten Anwalt, der einst für Kohl-Intimus Holthoff-Pförtner arbeitete. Und doch werden Pofalla auch die Kumpel gefallen haben, die sich Rüttgers vorknöpften, weil die CDU den Steinkohlebergbau beenden will. Denn nicht nur den Bergleuten entging der Mann, der sich hinter Rüttgers versteckte: Dabei stand auch beim Ausstieg aus der Steinkohle Pofalla Pate – vor fünf Jahren verfasste der unterschätzteste Politmanager im Land ein erstes entsprechendes Strategiepapier.