Fährlinie will mit Tunnel konkurrieren

FEHMARNBELT-QUERUNG Die Reederei Scandlines will dem Tunnelprojekt nicht weichen. Mit sauberen Hybridfähren will sie künftig im Kampf um Kunden bestehen

Der Ton wird schärfer am Fehmarnbelt. Nach dem Bau eines Tunnels zwischen Dänemark und Fehmarn den Fährverkehr dort einzustellen, „wäre ein Frevel“, sagt Gernot Tesch, Geschäftsführer der Fährreederei Scandlines. Selbst beim Verlust von Marktanteilen „können wir die Wirtschaftlichkeit darstellen“, sagte Tesch nach einer Informationsfahrt über den Fehmarnbelt mit grünen Politikern aus Schleswig-Holstein.

Der von Dänemark geplante Straßen- und Schienentunnel sei ein „schöngerechnetes Prestigeprojekt“, glaubt auch der grüne Fraktionsvize im Bundestag Konstantin von Notz. Dagegen seien die Fähren „schon heute die günstigere, sauberere und flexiblere Alternative“.

In Schleswig-Holstein wurde in einem Raumordnungsverfahren die „verträglichste Lösung“ für die Schienentrasse zwischen Lübeck und Fehmarn ermittelt, so Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Sie soll in einem Planfeststellungsverfahren bis Ende nächsten Jahres detailliert berechnet werden. Für den Tunnelausgang auf Fehmarn liegen die Planungen zurzeit in den betroffenen Kommunen öffentlich aus. Nach den Vorstellungen der dänischen Realisierungsgesellschaft Femern A/S soll der Bau im Herbst 2015 beginnen, die Fertigstellung ist für Ende 2021 vorgesehen.

Laut einer neuen Wirtschaftlichkeitsberechnung auf der Website von Femern A/S wird über die ersten 25 Jahre ein Verkehrsaufkommen von bis zu 13.600 Autos, 40 Personen- und 78 Güterzügen pro Tag prognostiziert. Demnach würde es bei Mautgebühren auf Höhe der Fährpreise etwa vier Jahrzehnte dauern, die Baukosten zu amortisieren – sofern die EU mindestens zehn Prozent der Baukosten zuschießt und „der Fährverkehr eingestellt wird“, so Femern A/S.

Den Gefallen aber will Scandlines den Tunnelbauern nicht tun. Die Reederei investiert zurzeit rund 500 Millionen Euro in vier neue und emissionsfreie Schiffe mit Hybridantrieben. Ab 2017 sollen sie auf „der weltweit innovativsten Fährlinie verkehren“ so Tesch. Und zudem die Betriebskosten so senken, dass die Tickets billiger würden als die Tunnelgebühr.  SVEN-MICHAEL VEIT