Erster Prozess gegen Exmilitär

SÃO PAULO dpa ■ 21 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in Brasilien (1964–1985) hat in São Paulo trotz einer Amnestie der erste Prozess gegen einen ehemaligen Militär begonnen. Angeklagt ist der Oberst im Ruhestand Carlos Alberto Brilhante Ustra (74), der damals die zentrale Militäreinheit für Staatsterrorismus, DOI-Codi, leitete. Er soll Zeugenaussagen zufolge Regimegegner unter anderem in Gegenwart von deren Kindern mit Elektroschocks gefoltert haben. Allerdings erschien Ustra nach Presseberichten vom Samstag nicht vor Gericht, sondern dementierte die Vorwürfe. Die brasilianischen Militärs hatten sich 1979 amnestiert. Diese Straffreiheit ist bisher nicht wieder außer Kraft gesetzt worden. Nach Angaben der Kommission für politische Todesopfer und Verschwundene wurden während der Diktatur 354 Menschen umgebracht oder sind bis heute vermisst.