Razzia gegen Terrorverdächtige

BELGIEN In einer Großoperation nimmt die Polizei zehn Verdächtige in Belgien, Holland und Deutschland fest. Offensichtlich sollten Kämpfer für den Dschihad rekrutiert werden

Kein Zusammenhang mit Gefährdungssituation in Deutschland

BRÜSSEL/BERLIN rtr/afp | Bei einem großangelegten Anti-Terror-Einsatz hat die Polizei in Belgien, Deutschland und den Niederlanden zehn Verdächtige festgenommen. Darunter befindet sich auch ein Beschuldigter aus Aachen. Federführend waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums die belgischen Strafverfolgungsbehörden. Die Aktion steht nach Angaben der Bundesregierung allerdings nicht im Zusammenhang mit der erhöhten Anschlagsgefahr in Deutschland. Die Polizei in Brüssel erklärte, die Festgenommenen hätten einen Anschlag auf ein noch nicht ermitteltes Ziel in Belgien geplant. Das genaue Ziel habe zwar noch nicht festgestanden, doch hätten die Hinweise ausgereicht, um die Durchsuchungen anzuordnen.

Das Vorgehen der belgischen Polizei stehe „in keinem Kontext mit der derzeitigen Gefährdungssituation in Deutschland“, erklärte das Innenministerium in Berlin. Grund für die Festnahmen sei vielmehr die Anwerbung Jugendlicher in Belgien für den Kampf in Tschetschenien. Die Aachener Staatsanwaltschaft erklärte, in der Innenstadt sei ein 31 Jahre alter Tatverdächtiger festgenommen worden.

Die meisten Verdächtigen leben in Antwerpen, wie die belgische Polizei erklärte. Die Beschuldigten hätten die belgische, niederländische, marokkanische oder russische Nationalität und seien auf einer islamistischen Website aktiv gewesen. Die extremistische Internetseite nannte sich demnach „Ansar al Mudschahedin“, wie die belgische Polizei erläuterte. Die belgischen Justizbehörden erklärten überdies, dass sie seit Ende des Jahres 2009 an der Spitze einer internationalen Untersuchung stehen, die sich darauf konzentrierte, die Anwerber und möglichen Kandidaten für den dschihadistischen Kampf sowie deren Finanzierung ausfindig zu machen. Ein Ziel sei es auch gewesen, Kämpfer für eine „terroristische tschetschenische Organisation“ anzuwerben. Mehrere Personen seien in diesem Zusammenhang schon in Spanien, Marokko und Saudi-Arabien festgenommen worden. An der Untersuchung seien auch die Geheimdienste mehrerer Staaten und Spezialeinheiten der Polizei beteiligt gewesen. In Belgien habe es sieben, in den Niederlanden zwei und in Deutschland eine Festnahme gegeben.

Die niederländische Staatsanwaltschaft meldete dagegen die Festnahme von drei Verdächtigen im Alter von 25, 26 und 28 Jahren. Die Männer stammten aus Amsterdam; ihre Auslieferung nach Belgien werde geprüft. Neben Anschlagsvorbereitung werde den Männern die Anwerbung potenzieller Kämpfer und die Finanzierung einer tschetschenischen Terrororganisation namens „Emirat des Kaukasus“ zur Last gelegt. Festnahmen gab es den Angaben aus den Niederlanden zufolge auch in Österreich und Spanien.