Einsatz gegen Separatisten gestartet

UKRAINE Kämpfe um einen Flugplatz und die Stadt Slawjansk zwischen Spezialkräften und prorussischen Besetzern. Russlands Außenminister Lawrow warnt vor Konfrontation. Prorussische Politiker in Kiew attackiert

KIEW rtr/afp/ap | Einen Tag nach Ablauf des Ultimatums an die prorussischen Bewaffneten hat die ukrainische Führung ihren Antiterroreinsatz im Osten des Landes nach eigenen Angaben begonnen. Nach Angaben von Übergangspräsident Alexander Turtschinow wurde der Flugplatz von Kramatorsk zurückerobert. Dabei soll es bei schweren Gefechten mindestens vier Tote gegeben haben. Auch in Slawjansk habe der Einsatz begonnen, berichtete der staatliche ukrainische Sicherheitsdienst. Eine Kolonne ukrainischer Militärfahrzeuge, darunter zehn Panzer, waren zuvor etwa 40 Kilometer von der Stadt entfernt aufgefahren.Auch zehn gepanzerte Transporter sowie sieben Busse mit ukrainischen Spezialkräften gehörten zu dem Konvoi.

General droht mit „Vernichtung“

Ein ukrainischer Militärkommandeur hatte den Separatisten mit ihrer „Vernichtung“ gedroht. „Sie müssen gewarnt sein, dass sie vernichtet werden, wenn sie ihre Waffen nicht niederlegen“, sagte General Walrij Krotow.

In Slawjansk sowie in acht weiteren Städten halten prorussische Kräfte seit Tagen Verwaltungsgebäude besetzt. In Kramatorsk gaben offiziellen Angaben zufolge bewaffnete russlandfreundliche Kräfte ihre Besetzung des Polizeihauptquartiers freiwillig auf. Seit Ablauf des Ultimatums war dies offenbar das erste Mal, dass die Separatisten einlenkten.

Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow sagte in Kiew, mit dem Antiterroreinsatz sollten die Separatisten „entwurzelt“ werden. In Kiew wurden zwei prorussische Politiker von prowestlichen Aktivisten angegriffen. Oleg Zarjow, Kandidat bei der Präsidentschaftswahl am 25. Mai, wurde von Dutzenden Aktivisten verprügelt. Ein anderer russlandfreundlicher Politiker, Michailo Dobkin, wurde mit grünem Desinfektionsmittel angesprüht und mit Mehl beworfen.

Russland forderte die ukrainische Regierung unterdessen auf, den Spezialeinsatz einzustellen. Bei einem Besuch in Peking warnte Außenminister Sergei Lawrow vor einem Scheitern des für Donnerstag geplanten Krisentreffens in Genf. „Wenn Gewalt in der südöstlichen Ukraine eingesetzt wird, wird das wahrscheinlich die Chancen für das Treffen in Genf untergraben“, sagte Lawrow.

Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama hatten am Montagabend in einem Telefonat über die angespannte Lage keine Annäherung erzielt. Putin wies Vorwürfe zurück, Russland stecke hinter den Unruhen, und forderte Obama auf, ein gewaltsames Vorgehen der Führung in Kiew zu unterbinden. Obama appellierte an Putin, dafür zu sorgen, dass die Separatisten ihre Besetzungen aufgäben.

Die UNO sieht keine Hinweise auf systematische Übergriffe auf die russischstämmige Bevölkerung in der Ukraine. Anderslautende Berichte, mit denen prorussische Besetzer ein Eingreifen Russlands erreichen wollten, seien aufgebauscht, erklärte die UN-Menschenrechtsbehörde in Genf. „Auch wenn es Angriffe auf die ethnisch russische Gemeinschaft gab, waren sie weder systematisch noch weit verbreitet“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Die UNO forderte, auch Minderheiten an der Entscheidungsfindung der neuen Regierung zu beteiligen.