Klostergeist im Feinschmecker-Paradies

Katholische Klöster präsentieren ihre ökologischen Produkte im Frankfurter Konsumtempel Galeria Kaufhof. Die Ordensleute deklarieren die Werbeaktion als Beitrag zum Erhalt der Schöpfung. Kaufhof sieht darin nur einen Werbegag zum Papstbesuch

AUS FRANKFURTHEIDE PLATEN

Zweites Untergeschoss, Galeria Kaufhof, in der Frankfurter Innenstadt, die Lebensmittelabteilung nennt sich „Feinschmecker- Paradies“. Diese Ironie entging dem Abt Gregor Hanke gestern Vormittag völlig. Der Vorsteher der bayerischen Benediktinerabtei Plankstetten präsentierte in vollem schwarzem Habit und mit heiligem Eifer die Produkte seines Ordens: luftgetrockneter Schinken, pralle Chorizo, dunkle Lammknacker, Leberwurst.

Sein Klosterbruder Bruno, sonst Leiter der Klosterbuchhandlung und Hausmeister, schmierte die Probierhäppchen, während der Abt unermüdlich die ökologische Kreislaufwirtschaft pries, mit der die 22 Mönche in ihren Betrieben arbeiten: „Alles komplett Bio, ohne Zusätze, ohne Konservierungsmittel.“ Zur katholischen Abtei gehören Viehzucht und Ackerbau, Werkstätten, Klosterschenke und ein Hofladen. Das Kloster beschäftigt als Arbeitgeber im Altmühltal mittlerweile 90 Angestellte, beliefert Naturkostläden und ist mit den Biobauern der Region vernetzt.

Auch die Schwester Anastasia (36) und Schwester Thekla von der kooperierenden Rüdesheimer Benediktinerinnenabtei St. Hildegard reagierten auf kritische Fragen gelassen. Der Natur und den Menschen könnten sie auch und gerade in einem Konsumtempel dienen. Das sei seit 1.500 Jahren das Credo ihres Ordens.

Die Benediktiner berufen sich auf den italienischen Gründungsvater Benedikt von Nursia (480–524 n. Chr.). Er verlangte von den Mönchen ein bescheidenes Dasein in dieser Welt, in der sie als Vorbild von ihrer Hände Arbeit leben sollten. Abt Gregor: „Wir finanzieren uns komplett selbst und verbrauchen keine Kirchensteuer.“ Die Plankstettener Abtei hat ihre Betriebe als GmbHs organisiert, St. Hildegard mit derzeit 53 Nonnen ist ein Verein und produziert auf 6,5 Hektar jährlich 50.000 Flaschen Wein, Sekt, Likör, Nudeln und Gebäck. Die Preise entsprechen dem auf gehobenen Konsum ausgerichteten Kaufhof-Sortiment.

Gewinn werde nicht gemacht, sagt Schwester Thekla, mit Überschüssen werden Entwicklungshilfeprojekte unterstützt, aber: „Auch wir können nichts für ein ‚Vergelt’s Gott‘ verschenken.“

Über die Ökonomie habe man sich bisher nicht allzu viele Gedanken gemacht. Aber das solle sich in Zukunft durch Fortbildung in Betriebswirtschaftslehre und Kalkulation ändern: „Wir lernen das erst, wirtschaften dabei aber fleißig weiter.“

Die Idee zu der bisher einmaligen und zehn Tage andauernden Kloster-Repräsentation hatte ein Kaufhof-Einkäufer, der die Ordensleute während einer Tagung kennenlernte. Geschäftsführer Lennart Wehrmeier allerdings bezweifelte gestern Vormittag, dass daraus eine dauerhafte Zusammenarbeit werden könne. Höchstens „vielleicht für ein oder zwei Produkte“. Meist seien die Produktionskapazitäten der Klöster zu gering: „Wenn wir von einer Ware 20 Kartons wollen, dann kommen die schon ins Schwimmen.“