Hamburg ist Schlusslicht bei der Mülltrennung

RECYCLING Rund zwei Drittel des Mülls landen in Hamburg im Restmüll. Mal scheitert es an den fehlenden Tonnen, mal an der Kommunikation im Büro

„Das Problem haben alle Stadtstaaten“

ANDREE MÖLLER, STADTREINIGUNG

Hamburg ist im bundesweiten Vergleich bei der Mülltrennung am nachlässigsten: Von allen 16 Bundesländern wird in der Elbmetropole am wenigsten Mülltrennung betrieben – nur 24,9 Prozent des Pro-Kopf-Mülls werden in die Wiederverwertung gegeben. Spitzenreiter Baden-Württemberg hat eine Quote von 37,8 Prozent. Das hat eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes ergeben.

„Das Problem haben alle Stadtstaaten“, sagt Andree Möller von der Stadtreinigung Hamburg. Er sieht den Grund dafür in der Platzsituation: In ländlicheren Gebieten werde mehr Mülltrennung betrieben, weil dort meistens Platz für die entsprechenden Tonnen sei. „Wir haben alle Vermieter angeschrieben und ihnen Vorschläge gemacht, wie sie die Probleme lösen können“, sagt Möller.

Den Grund dafür, dass immer weniger Blaue Tonnen aufgestellt werden, sieht Möller darin, „dass es immer wieder weniger Printprodukte gibt. Es gibt weniger Werbebeilagen, die Versandkataloge werden durch den Internethandel auch immer weniger.“ Doch selbst, wenn man keine Blaue Tonne hat, kann der Papierabfall zusammengebunden an den Abholtagen an die Straße gestellt werden.

Ein Problem ist auch die Trennung in Firmen. Selbst wenn in den Büros verschiedene Eimer aufgestellt sind, würden sie von den Reinigungskräften oft komplett in den Restmüll entsorgt, so Möller. Hier scheitere es an mangelnder Kommunikation.

Eigentlich besteht schon seit 2011 in Hamburg die Pflicht, Biomüll, Plastik, Papier und Restmüll zu trennen, Kontrollen gibt es jedoch nicht. Strafen für Recycling-Verweigerer hält Volker Dumann von der Hamburger Umweltbehörde für falsch: „Wir setzen auf Erkenntnis. Hier jetzt mit dem Rohrstock zu drohen, wäre völlig falsch.“

Gerade in Hamburg hält sich das Gerücht, dass auf dem Recyclinghof alles in einer Verbrennungsanlage verfeuert wird. Damit wäre das vorherige Müllsortieren in den Haushalten überflüssig. „Das ist eine urbane Legende, ebenso wie das Gerücht, dass Verbrennungsanlagen Öl und Gas benötigen, um den Müll zu verfeuern. Das ist Kokolores“, sagt Andree Möller. „Es ist ein riesiger Aufwand, mit bis zu vier verschiedenen Fahrzeugen den Müll getrennt einzusammeln. Damit dann eine einzige Anlage anzufahren, wäre völliger Unsinn.“

Im Dezember dieses Jahres soll die Abfallrahmenrichtlinie der EU umgesetzt werden. Diese soll regeln, in welchem Umfang die Abfallentsorgung und das Recycling stattfinden muss. Es ist nicht auszuschließen, dass dann auch Sanktionen bei Verstößen verhängt werden.FRIDA KAMMERER