Nicht schön spielen, nur gewinnen

VIERTELFINALE Das Spiel gegen Brasilien wird das Showdown für die Niederländer. Aber sie halten an ihrem unaufgeregten Fußball fest

„Unser Fußball braucht nicht besser zu werden, wenn wir immer gewinnen“

MARK VAN BOMMEL

DURBAN taz | Es lag wohl am milden Klima der Sonnenstadt Durban, dass Frank de Boer sein weißes Hemd bei dieser WM mal wieder so weit aufgeknöpft hatte, wie es bei der vergangenen EM nur der impulsive Türke Fatih Terim zu tun pflegte. Der niederländische Assistenztrainer sieht zwar so aus, als würde er jede erdenklich freie Minute zum Sonnenbad nutzen, doch für die „Elftal“ wird der mittlerweile 40-Jährige offenbar richtig wichtig, sonst hätte Bondscoach Bert van Marwijk mit ihm nach der Pflichterfüllung im Achtelfinale gegen die Slowakei (2:1) nicht so intensiv palavert. Auch Phillip Cocu, der zweite Helfer, schaltete sich in den Dialog ein. Worum es ging? „Sie haben mir gesagt, dass es am Freitag ein bisschen schwieriger wird“, sagte van Marwijk später und grinste. Das war natürlich ein halber Spaß.

Aber bitterer Ernst bleibt, dass die erste echte Bewährungsprobe für die Niederlande tatsächlich erst im Viertelfinale ansteht: im Showdown gegen Brasilien am Freitag (16 Uhr). Und wer könnte darüber mehr erzählen als van Marwijks zwei charmante Flüsterer. Jenem Phillip Cocu und Frank de Boers zehn Minuten älterem Zwillingsbruder Ronald de Boer haben die „Oranjes“ im Grunde bis heute ja nicht die verschossenen Elfmeter aus dem WM-Halbfinale 1998 gegen Brasilien verziehen. Gelegenheit also, gleich mehrere Traumata aufzuarbeiten.

Gelingen soll das mit jenem neuen Spielstil, der mit deutscher Gründlichkeit unaufgeregte Siege in Serie einbringt. 2:0, 1:0, 2:1, 2:1. „Wenn wir gewinnen, haben wir einen guten Job gemacht“, sagt van Marwijk, „wir sind in Südafrika, um den großen Preis zu gewinnen.“ Und nicht, um schön zu spielen. Mark van Bommel predigt seit Wochen Ähnliches: „Unser Fußball braucht nicht besser zu werden, wenn wir immer gewinnen. Erste Priorität hat das Resultat.“

Gegen Brasilien reklamiert Van Marwijk für sein Ensemble vorsichtshalber die Rolle des Außenseiters, „zum ersten Mal“. Auch Freitag wird wieder am Indischen Ozean gespielt, in Port Elizabeth. Die Wetterprognose ist fantastisch. 19, 20 Grad, leichte Brise. Echte Männer wie Frank de Boer werden wieder die Hemden aufknöpfen. Und sich auf das erste hitzige Gefecht dieser WM einstellen. FRANK HELLMANN