Rekordzahlen bei Solarmesse

Solarmodule erreichen Ausbeute von 17,7 Prozent. Die Branche beschäftigt inzwischen 42.500 Menschen – und rechnet mit Wachstum von 30 Prozent

FREIBURG taz ■ Wer vor zehn Jahren solche Zahlen prophezeite, galt als Fantast: In diesem Jahr werden die installierten Solarstromanlagen in Deutschland die Marke von 2.000 Megawatt überschreiten – das entspricht der Leistung von zwei Atomkraftwerken. Die Fläche der Kollektoren zur Wärmegewinnung ist unterdessen auf über 7 Millionen Quadratmeter angewachsen. Umgerechnet bedeutet das: Es gibt in Deutschland inzwischen 800.000 Solaranlagen zur Wärmegewinnung und 200.000 Solarstromanlagen.

Entsprechend drängten sich die Besucher auf der Intersolar, die am Samstag in Freiburg zu Ende ging: Mehr als 23.000 Gäste aus 80 Ländern wurden gezählt – ein neuer Besucherrekord für die größte europäische Solarmesse. 454 Aussteller aus 27 Ländern hatten sich angemeldet; die Messe war bereits drei Monate vor ihrer Eröffnung ausgebucht.

Die Entwicklung der Intersolar spiegelt damit den boomenden Markt wider: 3,7 Milliarden Euro hat die deutsche Solarwirtschaft im vergangenen Jahr umgesetzt; davon flossen 3 Milliarden in die Photovoltaik, die Solarstrom erzeugt. 42.500 Menschen in Deutschland verdienen heute ihr Geld mit der Solarenergie, die Zahl der Unternehmen liegt bei über 5.000 – und immer mehr Solarfirmen wagen sich erfolgreich an die Börse.

Und die Branche wird weiter wachsen. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) schätzt, dass der Solarmarkt in diesem Jahr um 30 Prozent wachsen wird – auch weil die Öl- und Gaspreise steigen. Vor allem bei der Wärmeerzeugung wird die Solarenergie zulegen.

Auch die Technik ist in beachtlichem Tempo voran gekommen. So sind die Wirkungsgrade bei den Solarzellen stark gestiegen: Vor 25 Jahren erreichten die Solarmodule noch eine Ausbeute von nur 8 Prozent, heute ist der Stromertrag bereits doppelt so hoch. Und die Entwicklung geht weiter: Spitzenreiter am Markt sind derzeit Module, die einen Wirkungsgrad von 17,7 Prozent erreichen.

Unterdessen droht der Solarhochburg Freiburg gerade wegen des rasanten Fortschritts der Branche ein herber Verlust: Die Intersolar sucht einen neuen Standort, weil in Freiburg die Flächen knapp werden. Die vorhandenen 21.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche reichen nicht mehr – da helfen weder der gerade vollendete Bau einer vierten Messehalle weiter noch die Zelte, mit denen die Messe in diesem Jahr auf 26.000 Quadratmeter aufstockte. Und auch die Hotelkapazitäten sind in Freiburg längst erschöpft – einige Aussteller mussten in Wandergaststätten im Schwarzwald oder ins 70 Kilometer entfernte Basel ausweichen.

Und so wird der imageträchtige Treff der Solarwirtschaft erstmals im Sommer 2008 in einer anderen Stadt stattfinden. Als aussichtsreicher Kandidat wird Stuttgart gehandelt, wo derzeit auf den Fildern die neue Landesmesse entsteht. Aber auch Karlsruhe, Friedrichshafen, München und Basel sind Städte, deren Namen bereits kursieren.

BERNWARD JANZING