„Sehr transparente Musik“

KULTUR Die Heiligen Drei Könige inspirieren eine Kinderoper-Inszenierung des Jugendorchesters

■ 45, ist seit 1996 künstlerischer Leiter des Landesjugendorchesters Bremen und Professor für Posaune und Kammermusik.

taz: Kinder und Oper – wie geht das zusammen, Herr Geiger?

Stefan Geiger: Sehr gut. Die Kinder freuen sich, wenn sie nicht nur zuhören dürfen, sondern wenn auf der Bühne auch richtig viel passiert. Das ist bei uns der Fall – wir haben sieben Solisten, einen Chor, dazu Tänzer. Und die Geschichte von „Amahl und die nächtlichen Besucher“ spricht auch Kinder an. Es geht um die Heiligen Drei Könige, aber auch um die Mutter-Sohn-Beziehung, die nicht ganz einfach ist, weil sie in armen Verhältnissen spielt. Das ist mit Sicherheit ein bewegendes Thema für Kinder ab dem Grundschulalter.

Aber das Problem an der Oper ist ja oft, dass man den gesungenen Text nicht recht versteht.

Das ist bei uns anders, zumal wir die deutsche Übersetzung aufführen werden. Und das Stück, aufgeführt vom Landesjugendorchester (LJO), ist eine Kammeroper, die sehr transparente, durchsichtige Musik darbietet.

Aber ist „Amahl und die nächtlichen Besucher“ nicht eine Weihnachtsgeschichte? Die Uraufführung in New York war ja auch 24. Dezember 1951 ...

... die Rahmenhandlung ist aber die Ankunft der Heiligen Drei Könige – deswegen kommt das Stück jetzt genau richtig und nicht etwa zu spät.

Sie arbeiten als Dirigent mit vielen professionellen Orchestern zusammen. Wie ist da die Arbeit mit dem LJO für Sie?

Natürlich braucht ein Jugendorchester viel mehr Zeit, man muss Grundsätzlicheres erklären. Ich bin aber auch gerne Pädagoge – und es macht Spaß, weil die jungen Leute mit Feuereifer dabei sind. Man kann viel mehr miterleben, wie das Projekt wächst. Und mir ist das Landesjugendorchester über all die Jahre sehr ans Herz gewachsen.

Wie viele Abstriche müssen Sie als Dirigent machen?

Ich seh das anders. Meine Aufgabe ist es, Programme zu wählen, die zum jeweiligen Zeitpunkt für das Jugendorchester in seiner Besetzung richtig gesetzt sind. Man muss die jungen Musiker fordern, aber nicht überfordern. Wenn ich diese Aufgabe richtig mache, dann muss ich keine Abstriche machen. Das ist kein Laienorchester – wir versuchen, an professionelles Niveau heranzureichen.

Aus wie vielen dieser MusikerInnen werden später Profis?

Die Landesjugendorchester sind vor allem als Fördermaßnahme für eine spätere Berufskarriere als Musiker gegründet worden. Und das funktioniert sehr gut.

Kann man den Leuten noch guten Gewissens raten, Profimusiker werden zu wollen?

Ich rate weder zu noch ab. Ich habe da schon tolle Erlebnisse gehabt: LJO-Mitglieder, bei denen ich gedacht habe, die machen bestimmt eine tolle musikalische Karriere, entscheiden sich dann für etwas komplett anderes. Das finde ich dann auch schön. INTERVIEW: JAN ZIER

4. Januar, 18 Uhr, 5. Januar 15 & 18 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen