Türkei

Gebrauchsanweisung

Die Türkei ist ein großes Land. 70 Millionen Einwohner, über 6.000 Kilometer Küste, viele Berge und drei Meere. Wer dorthin reist und nicht nur in Antalya am Strand liegen möchte, braucht Hilfe, sich zurechtzufinden. Wie gut, dass die Deutschtürkin Iris Alanyali eine Gebrauchsanweisung geschrieben hat. Auf 187 Seiten schildert sie höchst unterhaltsam, wie Türken ticken, die mit dem Bus über Land fahren. Warum Ziegen zwischen antiken Säulen grasen, oder wie es in einem Hamam zugeht, und aus welchem Ort die Bademeister meistens stammen (aus Sivas). „Hier im Hamam wird nicht nur ein wenig an ein paar Hautschüppchen herumgeschubbert. Hier werden Sie der Einfachheit halber gleich von Ihrer gesamten oberen Hautschicht befreit“, schreibt die Autorin. Wer schon einmal ein türkisches Hamam besucht hat, kann dem nur zustimmen. Aberglaube und Glaube liegen dicht beieinander, erklärt Alanyali, und so ist das bunte Glasauge wider den bösen Blick ein beliebtes Accessoire an Autorückspiegeln und Handtaschenverschlüssen. Das Kaffeesatzlesen ist wiederum unter türkischen Frauen ein beliebtes Hobby, um in die Zukunft zu schauen. Auch mit falschen Küchenweisheiten wird aufgeräumt. Auberginen dreißig Minuten wässern und dann abspülen? „Sacuma – Blödsinn, würde die türkische Großmutter sagen“, so Alanyali. Daseinszweck der Aubergine sei, sich jeden Tropfen Fett einzuverleiben, der sich in ihre Nähe wage. So sehen die Türken das. Auch das Vorurteil, dass Türken Knoblauch essen, enttarnt die Autorin als Mär. Laut Alanyali sei das Hauptgewürz Blattpetersilie, das auch in Deutschland reichlich mit Lahmacun-Pizza serviert wird. „Serefe“ schließlich sagen die Türken, wenn sie miteinander anstoßen. „Auf die Ehre“ lautet die Übersetzung. Die ist in der Türkei mindestens genauso wichtig wie die Gesundheit. CHRISTINE BERGER

Iris Alanyai: „Gebrauchsanweisung für die Türkei“, Piper Verlag, München 2005, 12,90 €