Denn man to

Man sollte folgende Geschichte von Heinrich Evers kennen, um die Bedeutung des Plattdeutschen einschätzen zu können: Evers war bei einer der vielen Einladungen an seine Plattdeutsch-Musikgruppe „Handgemacht“ in einem New Yorker Altenheim zu Gast. Dort lebte eine alte Dame, die ihr Bett seit zwei Jahren nicht verlassen hatte. Die Musiker sangen das Lied „As Burlala ierst boren weer, dor weer he noch so lütt“ (auf Hochdeutsch: „Als Burlala geboren war, da war er noch so klein“). Und was geschah? „Die Frau stand auf und tanzte“, sagt Heinrich Evers.

Eine Erweckungsgeschichte, könnte man sagen, und nun ist es passenderweise der 73-jährige Evers, der die Sprache als erster Platt-Beauftragter im Kreis Ostholstein wieder zum Leben bringen soll. Oder zumindest zu einem vitaleren Leben führen. Denn, dass das Platt nicht mehr selbstverständlich gesprochen wird, das weiß auch Evers: „Die jungen Leute in den Städten sprechen nicht mehr so“, sagt er. Und einige Schulen nehmen nicht an den Platt-Lesewettbewerben teil, weil sie schlicht niemanden haben, der es den Schülern beibringen kann.

Evers selbst ist nicht damit aufgewachsen – man hört ihm das Bedauern darüber an. Als er klein war, glaubten seine Eltern und Großeltern, dass ihm das Plattsprechen in der Schule hinderlich sein würde. So hörte er es zwar bei Bekannten und den alten Leuten auf dem Land – wirklich beigebracht hat er es sich selbst als junger Mann. Und es dann doch nicht mit den eigenen Kindern gesprochen. Erst jetzt, mit seinem Enkel, snackt Evers wieder Platt. Wenn er nicht gerade Anfragen zu plattdeutschen Wörtern beantwortet, an der Volkshochschule Platt unterrichtet oder als früherer Blumenhändler den vielen plattdeutschen Blumennamen nachgeht – Gänseblümchen kann je nach Gegend unter anderem Blinkbloom, Blinkerblook, Diekbloom, Dusendscheun oder Dikroz heißen.

Sein neues Amt beginnt am 1. Januar. Dann will er erst einmal Kontakt zu den Plattdeutsch-Interessenten aufnehmen.  GRÄ