Crack, Lügen und Videotapes

KANADA Torontos konservativer Bürgermeister Rob Ford hat den Konsum von Crack nun doch zugegeben. Und sogar, dass davon Filmaufnahmen existieren. Zurücktreten will er deswegen aber nicht

BERLIN taz | Zu Halloween hatte Torontos Bürgermeister Rob Ford seine Büroräume zum Spukhaus umdekoriert. Jetzt wird der bullige 44-Jährige wohl selbst als Untoter darin herumwandeln, nachdem er am Dienstagnachmittag öffentlich zugab, bei mindestens einer Gelegenheit Crack geraucht zu haben. Eine plötzliche Wende. Denn Ford hatte den Konsum der illegalen Droge stets bestritten. Und auch die Existenz von Videoaufnahmen, die zeigen, wie der Bürgermeister an einer Wasserpfeife zieht und homophobe Bemerkungen über den Chef der kanadischen Liberalen stammelt, bestritt er vehement.

Selbst nachdem Torontos Polizeichef Bill Blair vergangenen Donnerstag verkündet hatte, dass es diesen Clip tatsächlich gebe und er sogar in polizeilichem Besitz sei, wies Ford jeden Verdacht von sich. Am Montag wollte er sich lediglich für vergangene Auftritte in der Öffentlichkeit entschuldigen, bei denen er sichtlich betrunken gewesen war – natürlich ohne Alkoholiker zu sein.

Im Vollrausch müsse er einmalig zur Bong gegriffen haben, weshalb er sich auch nicht daran erinnern könne, dabei gefilmt worden zu sein, erklärte Ford jetzt erstaunten MedienvertreterInnen. Er wolle das Video sehen, um sich ein Bild von seinem damaligen Zustand machen zu können, den er als problematisch begreife. Ja, ganz Toronto habe das Recht, sich die Aufnahmen anzuschauen, so Ford. Er habe nie gelogen, ihm seien nur nicht die richtigen Fragen gestellt worden. Für die Fehler der Vergangenheit, die leider nicht rückgängig zu machen seien, wolle er sich entschuldigen.

Theoretisch könnte der Konservative, der 2010 mit den Stimmen der VorstadtbewohnerInnen seinem progressiven Vorgänger David Miller den Amtssessel abjagte, bis zu den Bürgermeisterwahlen im Oktober 2014 auf seinem Posten bleiben. Denn die Kommunalgesetze geben der Stadtverordnetenversammlung kein Recht, das Stadtoberhaupt abzusetzen. Nur wenn er wegen einer Straftat ins Gefängnis kommt, würde er seinen Job verlieren. Zwar kann Crackbesitz mit Gefängnis bestraft werden, aber es liegt diesbezüglich noch keine Anzeige gegen Ford vor. Juristen sind uneins, ob das Zugeben von früherem Drogenkonsum und das Filmmaterial ausreichende Grundlagen einer Anklage sein können. Ford jedenfalls will auch dann nicht weichen, wenn sämtliche Mitglieder der ihm unterstellten Stadtregierung wegen der Vorgänge zurücktreten. OLIVER POHLISCH