Wie viele noch?

FLÜCHTLINGE Wieder kentern Boote vor Malta und vor Lampedusa, mindestens 34 Menschen ertrinken

BERLIN taz | Kurz nach der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa mit fast 340 Toten sind erneut Hunderte papierlose Migranten im Mittelmeer in Seenot geraten.

Am Sonntagnachmittag setzte ein Boot mit 400 Flüchtlingen an Bord einen Hilferuf ab.

Am Freitag waren mindestens 34 Menschen etwa 100 Kilometer südlich von Malta ertrunken. Wie das UN-Flüchtlingswerk UNHCR berichtete, war das Unglücksboot laut Überlebenden mit etwa 400 Menschen besetzt. Die Küstenwachen von Italien und Malta konnten 221 Menschen retten, die Suche nach Opfern wurde am Wochenende fortgesetzt.

Die meisten der Schiffbrüchigen waren Syrer auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg. Sie waren vom libyschen Hafen Suara in See gestochen. Nach ihren Aussagen wurden sie stundenlang von einem Schiff verfolgt, das möglicherweise zur libyschen Küstenwache gehört, berichteten Überlebende in einem Hospital in der maltesischen Hauptstadt Valletta einem Reporter der Zeitung Malta Today. Von dem Schiff aus sei auf sie geschossen worden, um sie zu stoppen. Zwei Passagiere seien getötet worden.

Maltas Regierungschef Joseph Muscat traf am Sonntag zu einem Besuch in Tripolis ein. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Muscat erklärte der libysche Präsident Ali Seidan, er habe eine Untersuchung eingeleitet, um die Vorwürfe über die Schüsse auf das Flüchtlingsboot zu klären.

Die Regierungen von Italien und Malta fordern eine Kehrtwende in der EU-Flüchtlingspolitik. CJA

Schwerpunkt SEITE 4