Legionellen über Moorburg

GEFAHR Im Kühlwasser des umstrittenen Kohlekraftwerks sind gefährliche Bakterien entdeckt worden. Hybridkühlturm vorsorglich außer Betrieb. Woher die Krankheitserreger stammen, ist unklar

Entdeckt wurden die Bakterien nur mit einem neuen Messverfahren

Vattenfall hat einen Hybridkühlturm des Kraftwerks in Moorburg außer Betrieb genommen, weil im Kühlwasser Legionellen entdeckt wurden. „Eine Gefährdung von Menschen außerhalb des betroffenen Kühlturms besteht nicht“, teilte gestern eine Sprecherin des Energiekonzerns mit. Es sei auch kein Mitarbeiter erkrankt. Die Ursache für das Auftreten der Bakterien werde derzeit untersucht.

Die Legionellen waren bei einer Routinekontrolle gefunden worden. Bei der Untersuchung der Wasserproben entdeckten Experten die Bakterien allerdings nur mit einem neuen Messverfahren, das derzeit noch in der Entwicklung ist – nicht aber mit dem genormten Messverfahren. Vattenfall zufolge war zunächst noch nicht klar, ob das neue Verfahren so viel präziser messe oder ob es sich schlicht um einen Messfehler handele. Die Proben stammen von Mitte August, das Labor meldete die Ergebnisse am Dienstagabend.

Das umstrittene Kraftwerk soll nächstes Jahr den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Im Inneren des Kühlturms wird seit gestern Morgen vorsorglich nicht mehr gearbeitet. Um den Hybridkühlturm richtete Vattenfall eine Schutzzone von zehn Metern ein. „Arbeiten in diesem Bereich erfolgen mit Atemschutzmaske“, hieß es.

Legionellen gedeihen in warmem Süßwasser und können die Lungen von Menschen befallen, wenn zerstäubtes Wasser eingeatmet wird. Infektionsquellen sind daher Klimaanlagen, Duschen, Whirlpools und andere Warmwassereinrichtungen, in denen Dampf oder Sprühnebel entsteht.

Im sauerländischen Warstein sind nach einem Legionellen-Ausbruch seit dem 10. August mehr als 150 Menschen an Lungenentzündung erkrankt, zwei Männer starben. Quelle der Legionellen war vermutlich der Abfluss einer Kläranlage.  (dpa)