„5.000 Mädchen gefährdet“

Vortrag über Genitalverstümmlung in Deutschland

■ ist Soziologin und seit über zehn Jahren bei „Terre des Femmes“. Dort ist die Mutter von drei Kindern Referentin für GenitalverstümmelungFoto: Neumüller/ TDF

taz: Frau Grobe, offizielle Zahlen zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland existieren nicht. Wie hoch schätzen Sie die Dunkelziffer?

Heidemarie Grobe: Ich gehe von 20.000 beschnittenen Frauen aus, es können aber auch mehr sein. Nach Schätzungen sind zudem 5.000 junge Mädchen akut gefährdet. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Frauen aus Somalia, Äthiopien, Eritrea und Mali.

Und die Prozedur …

… ist unvollstellbar schmerzhaft. Unter den Folgen müssen die Frauen ihr ganzes Leben lang leiden.

Wie sind die Lebensumstände der betroffenen Frauen in Deutschland?

Das Problem ist, dass viele nicht wissen, dass ihnen Unrecht widerfahren ist. Einige Frauen bitten sogar nach der Geburt eines Kindes darum, wieder zugenäht zu werden – aus Angst davor, dass der Mann sie verlässt.

Was tut „Terre des Femmes“ gegen die Verstümmelungen?

Unsere Organisation betreibt seit fast 30 Jahren Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit. Dadurch entscheiden sich heutzutage immer mehr Frauen dafür, ihre Töchter nicht beschneiden zu lassen. Aktuell kämpfen wir dafür, dass die weibliche Genitalverstümmelung als Tatbestand ins Strafrecht aufgenommen wird. Dadurch könnten auch im Ausland durchgeführte Verstümmelungen strafrechtlich verfolgt werden. Bislang ist das leider nicht der Fall.

INTERVIEW: BENJAMIN KNAACK

Diskursiver Vortrag, 19 Uhr Apostelkirche, Lappenbergsallee