Gewinneinbruch bei der Bahn

VERKEHR Die Wirtschaftskrise schlägt sich auch in der Bilanz der DB AG nieder. Vor allem der Gütertransport leidet. Dennoch will Bahn-Chef Grube die britische Ariva-Gruppe kaufen

Die FDP erwartet eine „konkrete Privatisierungsperspektive“

AUS FRANKFURT/MAIN KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Bahn-Chef Rüdiger Grube verkündet stolz: „Der integrierte Konzern hat seine Stärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“ Tatsächlich schrieb die Deutsche Bahn trotz Wirtschaftskrise mit einem operativen bereinigten Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro erneut schwarze Zahlen. Allerdings fiel der Gewinn um rund 800 Millionen Euro geringer aus als noch im Vorjahr. Hauptgrund für diese Entwicklung waren vor allem „Einbrüche im Güterverkehr“, sagte Grube auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt.

Obwohl die Bahn 932 Millionen Euro an Schulden getilgt hat, sind noch immer 15 Milliarden Euro übrig. Wenn es nach dem Willen Grubes geht, sollen aber bald noch knapp 3 Milliarden Euro oben draufgepackt werden. So viel nämlich dürfte der zum Verkauf anstehende britische Transportkonzern Arriva-Group in etwa kosten. Die Deutsche Bahn ist daran interessiert; aber auch die französische Staatsbahn SNCF. Die Bahn müsse sich jetzt mit möglichen Übernahmen im Ausland beschäftigen, sonst werde es „auf Dauer umzingelt von Franzosen und Engländern“, meint denn auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).

Doch während der französische Konkurrent SNCF, der für 2009 einen Nettobilanzverlust von fast 1 Milliarde Euro vermelden musste, im kommenden Bieterwettstreit mit der vollen Unterstützung der Regierung Nicolas Sarkozy rechnen kann, zieht die deutsche Regierungspartei FDP schon mal in Gedanken die Notbremse. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es akzeptieren, wenn die Bahn in dieser Wahlperiode ihre Schulden weiter erhöht“, sagte MdB Patrik Döring, Verkehrsexperte der FDP und Mitglied im Aufsichtsrat der Bahn, jetzt der Financial Times Deutschland. Die Bahn habe zunächst eine „konkrete Privatisierungsperspektive“ zu erarbeiten.

Bahn-Chef Grube glaubt allerdings, dass der Konzentrationsprozess in der Branche in Europa nicht mehr zu stoppen sei und dass an dessen Ende nur noch fünf große Bahngesellschaften übrig blieben. Deshalb gebe es keine Alternative zur avisierten Expansion: „Hier können und wollen wir nicht kampflos zuschauen.“

Auf der Bilanzpressekonferenz ging es Grube dann noch um die Sicherung der Zukunft des Unternehmens durch „weiterhin konsequente Liquiditätssteuerung und nachhaltige Kostenoptimierung“. Wegen solcher „Kostenoptimierungsmaßnahmen“ in der Vergangenheit, die in der Einsparung von Wartungsintervallen und -personal gipfelten, kam es unter anderem zu Achsenproblemen beim Flaggschiff ICE und zu Radbrüchen bei den Berliner S-Bahnen. Doch Grube bleibt gelassen. Die Bahn, versicherte er, arbeite aber „weiter an Lösungen“.