Keine Einladung für Heino

Thomas Jensen steht auf Heavy Metal. Doch Anfang der 1980er-Jahre wird diese Musik nirgendwo gespielt, vor allem im ländlichen Schleswig-Holstein nicht. Nur „Smoke on the Water“ läuft manchmal nachts in der Dorfdisko. Die zündende Idee kommt Jensen beim Bier in der Kneipe: Warum nicht selbst was auf die Beine stellen – ein Rockfestival vor der eigenen Haustür?

Das „Wacken Open Air“ ist geboren. Auf einer kleinen Sandkuhle mit 800 Besuchern fängt alles an. Beim ersten Festival 1990 machen Jensen und Mitbegründer Holger Hübner noch selbst Musik. Sie spielen im Wechsel, schenken in den Pausen Bier aus, die Einnahmen werden in die Hosentasche gesteckt.

Was als spontane Rock-Party beginnt, gilt heute mit rund 80.000 Besuchern als größtes Metal-Festival der Welt. Jedes Jahr die Infrastruktur einer Kleinstadt aufzubauen, sei zwar anstrengend, „fühlt sich aber an, wie nach Hause kommen“, sagt der 47-Jährige.

Dabei ist der Gegenwind in dem 1.800-Seelen-Nest anfangs groß: Die Bauern schimpfen über Dreck und Lärm der Festivalbesucher. Es hilft, dass Jensen selbst aus Wacken stammt. Er kennt die Gemeinde, setzt auf Dialog, gibt „Grundkurse im Heavy Metal“ und verteilt Gratis-Festivaltickets an die Bewohner. Heute sind die Vorbehalte verflogen, das Festival ist zum Wirtschaftsfaktor geworden.

Jensen gestaltet das Line-Up des Festivals immer noch selbst mit. Den Schlagerstar Heino, der mit Rammstein auftritt, hätte er aber nicht eingeladen: „Die Leute wollen Metal hören. Wir geben keine Ticketgelder aus, um eine PR-Fläche zu bieten“, sagt er.

In diesem Jahr auch dabei: Frei.Wild. Die Rockband polarisiert wegen nationalistischer Attitüde und aggressiven Texten. Für Jensen ist die Debatte „hochgekocht“: „Frei.Wild treten nicht zum ersten Mal auf dem Festival auf. Bisher gab es nie Probleme, ich bin vorsichtig mit Pauschalurteilen“, sagt er. „Wer beim Wacken-Festival mit Nazi-Symbolen auf der Kleidung auftaucht, kommt sowieso nicht rein.“  NIKA