Proteste und Wut auf die Islamisten

TUNESIEN Generalstreik nach Mordanschlag auf linken Oppositionellen

TUNIS/BERLIN taz | Die Beisetzung des ermordeten Oppositionspolitikers Mohamed Brahmi wird in ganz Tunesien von Trauer, Protest und der Forderung nach dem Rücktritt der von Islamisten dominierten Übergangsregierung begleitet. Tausende sind am Freitag überall im Land auf die Straße gegangen. Die Gewerkschaft UGTT rief zum Generalstreik auf. Der Staatspräsident ließ Halbmast flaggen.

Der 58-jährige Brahmi war am Donnerstagmittag vor seinem Hauses in Tunis von Unbekannten getötet worden. Brahmi gehörte in der Verfassungsgebenden Versammlung dem linken Lager an und leitete die Partei „Bewegung des Volkes“, die Teil des Parteienbündnisses Front Populaire ist. Er war klarer Gegner der Islamisten. Seine Familie machte die regierenden Islamisten der Ennahda-Partei für den Mord verantwortlich.

Da der Mordanschlag am Gedenktag zur Republikgründung 1957 verübt wurde, gibt es für die meisten Tunesier kaum Zweifel daran, dass radikalislamische Kräfte hinter der Tat stecken. „Die Nachricht ist klar. Die Täter sind gegen den Staat und die Werte der Republik“, sagte Chérif Khyari von der Front Populaire.

Alle säkularen Oppositionsparteien forderten den Rücktritt der Übergangsregierung, die Auflösung der Verfassungsgebenden Versammlung und die Einführung einer Expertenkommission bis zur Durchführung von Neuwahlen. Diese Forderung, war erstmals nach der Ermordung des linken Oppositionsfüheres Chokri Belaid vor sechs Monaten erhoben worden. Auch er wurde wie Mohamed Brahmi von Motorrad-Tätern erschossen. Nach offiziellen Angaben sogar mit der gleichen Waffe. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. EDITH KRESTA