LESERINNENBRIEFE
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Das Schweigen des Papstes

■ betr.: „Der Fehler des Unfehlbaren“, taz vom 15. 3.10

Nachdem die EKD-Vorsitzende Käßmann lediglich wegen ihres Alkoholmissbrauchs stolperte und ihr Amt aus moralischen Gründen aufgeben musste, halte ich den Rücktritt von Benedikt XVI. aufgrund der folgenreichen Entscheidung aus Joseph Ratzingers früherer Erzdiözese München-Freising ebenfalls für unausweichlich. Das bisherige Schweigen des Papstes ist unerträglich!

VOLKMAR MARSCHALL, Frankfurt am Main

Straftaten hinter Kirchenmauern

■ betr.: „Der Vatikan ist schwer erschüttert“, taz vom 13. 3. 10

Wie würde die Gesellschaft reagieren, wenn hinter den Mauern einer Moschee schwere Straftaten begangen würden? Jahrzehntelang geschwiegen wurde und wird? Ein Gesprächsangebot der Bundesjustizministerin abgelehnt wird? Aber wehe, eine islamische Gemeinde möchte ein Minarett errichten?

Es wird Zeit, dass auch die katholische Kirche sich endlich uneingeschränkt zu den Grundrechten bekennt: freie Berufswahl (Zugang zum Priesteramt auch für Frauen), Recht auf Ehe, Zugang zur freien Gerichtsbarkeit und Tarifautonomie. TOM ACKERMANN, München

Ehrenwerte Gesellschaften

■ betr.: „Der Fall des Katholizismus“, taz vom 15. 3.10

Der Anspruch der katholischen Kirche, „die Dinge“ intern unter Ausschluss der weltlichen Gerichtsbarkeit zu regeln, erinnert fatal an die Gepflogenheiten der anderen ehrenwerten Gesellschaften in Süditalien. JÖRG GRAFF, Hamburg

Die Erwachsenen sind das Problem

■ betr.: „Regierung will aufräumen“, taz vom 15. 3. 10

Liebe Frau Ministerin, nicht die Kinder müssen gegenüber Grenzverletzungen sensibilisiert werden, sondern die Erwachsenen. Denn es sind Letztere, die die Grenzen von Kindern verletzen und ihre Proteste dagegen nicht als Proteste sehen wollen, sondern u. a. als Machtkämpfe und Trotzverhalten fehlinterpretieren. Kinder müssen nicht stark gemacht werden, sondern Erwachsene müssen aufhören, sie schwach zu machen. Insbesondere eine Familienministerin ist gefordert, dieses nicht auch noch strukturell zu unterstützen – wenn ein Kind die Abnabelung von seiner Mutter nicht selbst initiieren darf, sondern von dieser (wg. Arbeitszwang u. Ä.) von ihr weit vor der eigenen Zeit dazu genötigt wird, dann werden Kinder dazu gezwungen, Übergriffe auf sie als normales Verhalten anzusehen. Wir haben jetzt schon nicht genug Psychotherapeuten, v. a. für Kinder. Soll der Bedarf noch größer werden?! MARION GNUSCHKE, Kassel

Hartz IV muss weg

■ betr.: „Weniger Förderung“, taz vom 11. 3. 10

Kurz und gut. Hartz IV muss weg. Trennung von Sozialem und Arbeitsmarkt. Der Topf Hartz IV ist gut für alle, die Arbeitslose und sozial Schwache zu Schmarotzern machen und beschimpfen können wie Sarrazin, Westerwelle etc. Dass da dann auch noch Gelder verschoben werden, kein Wunder. Wenn Hartz IV schon unmoralisch war, genau wie der Namensgeber, wie soll da was Gutes rauskommen? KAROLA SCHRAMM, LG Lelystad, Niederlande

Die falsche Richtung bewegt

■ betr.: „Für Schröder sind Frauen nur Gedöns“, taz vom 16. 3. 10

Es handelt sich bei der fehlenden Frauenquote um das Symptom einer größeren Krankheit, da das Grundproblem in Deutschland in einer mutlosen politischen Landschaft liegt, die bezüglich der Wirtschaft alles dem Primat der Freiwilligkeit unterordnet. Mit der Folge, dass dort, wo Unternehmenskulturen sich offenkundig in die falsche Richtung bewegen, niemand einschreitet und der Fortschritt verhindert wird, statt ihm auf die Sprünge zu helfen. Daher bedarf es einer neuen politischen Kultur im Berliner Regierungsbetrieb, die die Entwicklung der Wirtschaft nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern selbst etwas zum Positiven bewirken will. Ansonsten dürfte Deutschland das letzte Land in Europa sein, das neben einer Gleichberechtigung der Geschlechter auch das gleiche Gehalt für gleiche Arbeit, Mindestlöhne und eine Ausbildungsplatzumlage durchsetzt!

RASMUS PH. HELT, Hamburg