REINHARD WOLFF ÜBER DAS SCHEITERN DER ANTARKTIS-KONFERENZ
: Sieg der Blockadetaktik

Ein enttäuschendes Ergebnis ist das für alle, denen der Schutz der Antarktis am Herzen liegt. Selbst Pessimisten hatten gehofft, dass die in der „Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis“ zusammengeschlossenen Mitgliedsstaaten sich in Bremerhaven zumindest auf einen Einstieg in die Ausweisung von Meeresschutzzonen einigen könnten. Doch die Sondersitzung endete mit einem Rückschlag: Russland stellte die Kompetenz der Kommission, solche Schutzzonen überhaupt beschließen zu können, grundsätzlich in Frage.

Moskau wird wegen dieser Haltung zwar nun erst einmal den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen. Doch hinter dem russischen Veto versteckten sich mehrere große Fischfangnationen, denen entweder die ganze Richtung nicht passt oder denen die vorgeschlagenen Schutzzonen zu wirksam sind. Blockieren muss man ja nicht direkt: Wird eine Sitzung schlecht vorbereitet oder sucht das Tagungspräsidium nicht nach Kompromissen, lässt sich ein Scheitern auch auf elegantere Weise programmieren.

Nicht nur Norwegen wurde deshalb von der Antarktisschutzorganisation „Antarctic & Southern Ocean Coalition“ kritisiert. Sie warf allen Mitgliedsländern vor, ihren Anteil am Misserfolg von Bremerhaven zu haben. Und sei es auch nur, weil sie das taktische Spiel der Blockadeländer nicht deutlich genug an den Pranger stellen: Diese hoffen darauf, dass ihr wiederholtes Nein mit immer neuen Zugeständnissen belohnt wird.

Wichtig ist nun, den Druck von Politik und Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten, damit der Prozess zur Ausweisung von Meeresschutzzonen nicht ins Stocken gerät. Deutschland könnte ein Zeichen setzen und gerade jetzt die Initiative zur Ausweisung einer weiteren solchen Zone etwa im Weddell-Meer ergreifen.

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