Um Gottes willen

WAS SAGT UNS DAS? Erstmals traf sich eine US-Regierung mit Nichtgläubigen – und sorgte sogleich für Protest

Für die Secular Coalition for America war der vergangene Freitag historisch. Zum ersten Mal in der Geschichte der USA trafen sich Nichtgläubige im Weißen Haus mit Regierungsvertretern. Im Gespräch kritisierten sie die Anerkennung von „Glaubensheilungen“, die Missionierung beim Militär und die Sonderregeln gegenüber Kirchen.

Mit dem Treffen setzt Präsident Barack Obama einen Kurs fort, der weg von den religiösen Untertönen der Bush-Regierung führt. Bei seiner Antrittsrede zählte er als erster US-Präsident neben Christen, Muslimen, Juden und Hindus auch „Nichtgläubige“ zur Vielfalt Amerikas. Später betonte er, dass die USA keine religiöse Nation, sondern „eine Nation der Bürger“ seien.

Es ist eine Position, für die Obama viel Kritik einstecken musste, besonders vom konservativen Fernsehsender Fox. Während des Wahlkampfs unterstellte dieser, Obama habe über seine Religion gelogen und sei eigentlich Muslim. Noch weniger angesehen als Muslime sind in der US-Öffentlichkeit wahrscheinlich die 30 Millionen Nichtgläubigen. Nach Obamas Antrittsrede fragte ein Fox-Moderator, ob diese „inkludierend oder einfach nur anstößig“ gewesen sei, und kam zu dem Schluss: „Man muss eingestehen, dass es in den USA Menschen gibt, die an nichts außer sich selbst glauben.“

Am Tag nach dem Treffen mit den „Nontheisten“ hagelte es wieder Kritik. Der Vorsitzende der evangelikalischen Organisation „In God we trust USA“, Council Nedd, nannte die 60 Vertreter atheistischer, humanistischer und Freidenker-Organisationen „Aktivisten, die für einige der hasserfülltesten, antireligiösen Gruppen der Nation stehen“.

Doch neben einer liberaleren Einstellung Obamas geht es möglicherweise allen Beteiligten auch um einfache Pragmatik. Denn während der Anteil der Christen in den USA in den vergangenen 20 Jahren zurückging, hat sich der Anteil der Nichtgläubigen fast verdoppelt. LRS