In Finnland dürfen jetzt auch Polen arbeiten

Als vierter EU-Staat hebt Finnland Arbeitsbeschränkungen für Osteuropäer auf. Obwohl die Arbeitslosenrate hoch ist

STOCKHOLM taz ■ Ab 1. Mai wird Finnland zu den EU-Staaten gehören, deren Grenzen für Arbeitssuchende aus den acht neuen osteuropäischen Mitgliedsländern offen sein werden. Helsinki hatte zur EU-Osterweiterung eine zunächst auf zwei Jahre befristete Übergangsregelung beschlossen. Ebenso wie die meisten anderen alten Mitgliedsstaaten wollte man so den eigenen Arbeitsmarkt schützen. Diese Regelung wird jetzt nicht verlängert: Die Regierungsparteien hatten sich schon vor einiger Zeit hierauf verständigt, nun segneten dies auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverband ab. Die offenen Grenzen sollen auch für Bulgarien und Rumänien gelten, sobald diese 2007 oder 2008 der EU beigetreten sind.

Die bislang nur für Dienstleister und Selbstständige geltende Freizügigkeit hatte auch in Finnland zum Anwachsen eines „grauen“ Arbeitsmarktes geführt. Viele Arbeitgeber heuerten billige Arbeitskräfte aus Osteuropa als Scheinselbstständige an, weil sie diese nicht direkt anstellen konnten. Was zu vielen arbeitsrechtlichen Streitfällen führte. Matti Viialainen, Vorsitzender des Gewerkschaftsdachverbands FFC: „Direkte Anstellungsverhältnisse machen es viel leichter, diese zu überwachen.“

Nach Schweden, Großbritannien und Irland ist Finnland der vierte EU-Staat, der seinen Arbeitsmarkt nicht mehr abschottet. Und dies, obwohl das Land mit 8,4 Prozent die höchste Arbeitslosenrate Skandinaviens aufweist. Auf jährlich 20.000 bis 30.000 zusätzliche Arbeitssuchende schätzen die Gewerkschaften den faktischen Effekt der Grenzöffnung – rund ein Prozent der in Finnland Beschäftigten. „Die Konkurrenz um Arbeitsplätze wird sich sicher verschärfen“, glaubt Viialainen. Dennoch will der Gewerkschafter die Situation nicht dramatisieren: „Hier entstehen ständig neue Arbeitsplätze, tatsächlich gibt es schon Bereiche mit Arbeitskräftemangel.“ Finnland hatte im vergangenen Jahr infolge eines längeren Arbeitskampfes in der Papierindustrie nur ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent. Für dieses Jahr wird aber ein Plus von 3,9 Prozent erwartet.

Für Arbeitssuchende aus allen EU-Ländern genügt nun auch in Finnland eine einfache Registrierung. Mit dieser Öffnung der Grenzen sollen – dies haben die Gewerkschaften durchgesetzt – zugleich der Kampf gegen Schwarzarbeit verstärkt und die Einhaltung von tarifvertraglichen Bestimmungen verbessert werden. REINHARD WOLFF