Kunst in der Kaserne

STADTENTWICKLUNG Der Verein Frappant steht kurz davor, in die Altonaer Viktoria-Kaserne umzuziehen. Und eine höhere Miete als bisher in Kauf zu nehmen

„Wir müssen wahrscheinlich jede Woche Veranstaltungen durchziehen“

GIANNA SCHADE, FRAPPANT-VORSTAND

Froh klingt die Botschaft nicht: „Mit der Kunst werden wir es dort drüben schwerer haben“, sagt Gianna Schade vom Frappant-Vorstand. Dort drüben, das ist die ehemalige Viktoria-Polizeikaserne, ein wuchtiger, wilhelminischer Backsteinbau nahe der Max-Brauer-Allee. Den werden die Künstler, wenn alles glatt läuft, für 13 Monate beziehen. Ein Mietvertrag mit der städtischen Sprinkenhof AG (Spriag) steht kurz vor dem Abschluss, nur Einzelheiten müssten noch geklärt werden, heißt es aus der Kulturbehörde. Fest steht aber, dass die Miete in der Kaserne sehr viel teurer wird als in der Großen Bergstraße. „Wir werden jetzt zu Buchhaltern“, sagt Schade.

Die 130 Kulturschaffenden des Frappant müssen das ehemalige Kaufhaus, das sie im April 2009 bezogen hatten, bis zum 15. März räumen. Ikea hat das Gebäude von der Münchener Immotrading GmbH gekauft und plant dort, ein neues Möbelhaus zu errichten. Gestützt wird die Ansiedlung des schwedischen Unternehmens von einem Bürgerentscheid, bei dem vor gut einem Monat 77 Prozent für Ikea votierten.

Bei 2,25 Euro pro Quadratmeter lag die Miete in den alten Frappant-Ateliers. Für die Viktoria-Kaserne haben die Künstler jetzt die Miete von den zuletzt acht Euro, die die Spriag haben wollte, auf 6,50 Euro pro Quadratmeter heruntergehandelt. Ein Preis, der sich aber auf die Gesamtfläche der Kaserne bezieht. 35 Prozent davon seien Flurfläche, sagt Schade, die sich nicht vermieten lasse. Für die Atelierflächen käme man damit auf einen Preis von vier Euro pro Quadratmeter, was auch der Durchschnittsmiete in Hamburg für subventionierte Atelierplätze entspräche. Für die Flurfläche müsse der Verein die Kosten selbst aufbringen.

Woher das Geld dafür kommen soll, ist noch unklar. „Wir müssen wahrscheinlich jede Woche Veranstaltungen durchziehen“, sagt Schade. Auch an den Bezirk Altona werde sich der Verein wenden, um da mal „die Hand aufzuhalten“. Die Kulturbehörde habe sich bereit erklärt, Heiz- und Betriebskosten zu übernehmen. Und ein wenig Erspartes bleibe dem Verein auch noch, vom Trubel der letzten Wochen in der Großen Bergstraße. „Dauerhaft“, sagt Schade, „ist die Kaserne für uns aber zu teuer.“

Nach dem 31. März 2011 soll die Victoria-Kaserne an die Stadt zurückgehen. Vielleicht kommen dann die sozialen Einrichtungen zum Zug, die die Stadt jetzt in die Warteschleife verwiesen hat. So bewarben sich bereits vor knapp einem Jahr verschiedene freie Träger, um die Kaserne für Alten-WG, betreutes Wohnen, Hospizplätze und Suchthilfevereine zu nutzen. MAP