Ein erneuter Einzelfall

Wo es ums Geld geht, wird gedopt – auch in den Regionalligen

VON JOHANNES KOPP

Außergewöhnliche Blutwerte sind schon oft mit außergewöhnlichen Geschichten erklärt worden. Ein Hausmittel der Schwiegermutter, eine Posalbe, eine manipulierte Zahnpasta, eine spezielle Diät – all das soll schon zu imposanten Muskelzuwächsen und der rasanten Zunahme von Sauerstofftransporteuren im Blut geführt haben.

Dagegen wirkt die Geschichte des am Freitag zu einer zweijährigen Dopingsperre verurteilten Fußballers Tobias Francisco vom Regionalligaspitzenreiter SV Babelsberger 03 doch recht fantasielos. Weil er mit seiner Reservistenrolle unzufrieden sei, erklärte Francisco, habe er Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. „Ich wollte mich durchsetzen“, sagte der 21-Jährige.

Natürlich möchte auch der Deutschangolaner nichts von der Einnahme verbotener Substanzen gewusst haben. Aber sein Testosteron/Epitestosteron-Quotient (32,8) überstieg den Grenzwert (4) derart, dass eine Injektion oder ein aufgetragenes Testosterongel dafür die Ursache gewesen sein muss. Aber das ist nebensächlich.

Interessanter ist in diesem Zusammenhang Franciscos schnörkelloses Motivationsbekenntnis. Dadurch erscheint die von Fußballfunktionären reflexartig verbreitete Version vom absoluten Einzelfall noch unglaubhafter. Stellt sich doch verstärkt die Frage, wie viele bereit sind, fast alles aufs Spiel zu setzen, um den größtmöglichen Erfolg zu haben? Wenn schon in den Muckibuden nur um der vermeintlichen Schönheit willen gespritzt wird, warum nicht dort, wo das große Geld lockt?

Diejenigen, die wie der Babelsberger Francisco noch an der Schwelle zum Profibereich stehen, müssen allerdings ein erhöhtes Risiko eingehen erwischt zu werden. Ihnen fehlt es an Geld, professionell mit kaschierenden Mitteln zu dopen. Oder ist das reiner Zufall, dass in den vergangenen Jahren in den Regionalligen noch mehr Dopingsünder erwischt wurden als in den Profiligen?