JANNIS PAPADIMITROU ÜBER DEN WIDERSTAND GEGEN DIE PRIVATISIERUNG
: Griechisches Wasser

Ausgerechnet mit dem Verkauf staatlicher Wasserwerke will der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras eine Erfolgsgeschichte in Sachen Privatisierung vorweisen. 2011 konnte sein Vorgänger, der ehemalige EZB-Vize Papademos, kein Privatisierungsprojekt voranbringen, da er von den Altpolitikern, die ihn ins Amt hievten, kaum Unterstützung bekam. 2010 musste sein Vorvorgänger, der glücklos agierende Sozialistenchef Papandreou, inmitten der Gerüchte über eine Umschuldung Griechenlands umfassende Privatisierungspläne ankündigen, die er nur wenig später fallen ließ. Jetzt also versucht sich Samaras.

Dass der griechische Verwaltungsapparat zum Teil hoffnungslos ineffizient und überteuert ist, bezweifelt kaum jemand in Hellas – außer den Beamten selbst. Eine Entschlackungskur würde Vater Staat guttun. Man darf jedoch auch nicht von einem Extrem ins andere fallen und nach Belieben kaputtsparen. Wasser gilt als öffentliches Gut, fast überall in Europa.

Die Wasserwerke in Thessaloniki bieten relativ gute Qualität zu niedrigen Preisen und sind profitabel. Die Eile, sie zu privatisieren, erscheint unverständlich auf den ersten Blick. Sie wirkt allerdings nachvollziehbar, bedenkt man die Alternativen: Den monopolistischen Energieriesen DEI anzutasten, wäre politisch heikel. Beim Staatsfernsehen ERT den Rotstift ansetzen will niemand so richtig. Hochschulfakultäten in den entferntesten Landesteilen zu schließen, brächte nur Ärger bei den nächsten Wahlen.

Da demonstriert man doch lieber Entschlossenheit bei den Wasserwerken von Thessaloniki, zumal dort ein finanzkräftiger Investor gleich vor der Tür steht: Der französische Energieriese Suez besitzt bereits 5,1 Prozent des Betriebs und würde, dem Vernehmen nach, die Wasserwerke gern übernehmen.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9