Razzia im Viertel

MENSCHENHANDEL 14 Frauen aus Nigeria und Liberia hat die Polizei in der Helenenstraße aufgegriffen

14 westafrikanische Frauen, die vermutlich Opfer von Menschenhandel sind, hat die Polizei am Dienstag in der Helenenstraße im Steintorviertel festgenommen. Die Razzia war Teil einer bundesweiten Kontrollaktion gegen Schleuser, Zuhälter und Geldwäscher aus Westafrika in rund 600 Bordellen. Über 100 Frauen wurden dabei laut Bundeskriminalamt ermittelt.

In Bremen aufgegriffen wurden 13 nigerianische Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren sowie eine vermutlich 15-jährige Liberianerin, teilte die Polizei gestern mit. Sie seien derzeit in Polizeigewahrsam und würden befragt. Die Helenenstraße habe man als Ziel der Razzia gewählt, da sich dort westafrikanische Frauen „konzentrieren“, so ein Polizeisprecher. Angaben zu den Tätern gibt es bislang keine.

Über das Ergebnis der Razzia wenig verwundert ist Petra Wulf-Lengner, Leiterin der Beratungsstelle für Zwangsprostitution. „Wir wissen, dass es viele afrikanische Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution gibt“, sagt sie, „aber sie sind äußerst schwer zu erreichen“. Besonders Westafrikanerinnen ständen unter besonderem Druck: Sie würden mit Voodoo-Zaubern belegt. Ihren Familien oder ihnen selbst werde etwas zustoßen, wenn sie die Täter verraten, so die Drohung dabei. „Das übt eine immense Macht auf die Frauen aus“, sagt Wulf-Lengner, „sie würden sich nie als Opfer outen“. Aussagen bei Ermittlungen und Prozessen aber seien nötig, damit die Frauen ein Bleiberecht bekommen. Doch auch wenn sie kooperieren, folgt die Abschiebung nach Prozessende. „Das kritisieren wir seit langem“, sagt Wulf-Lengner, „diese Frauen werden im Prinzip zwei Mal missbraucht: bei der Prostitution und dann vom Staat“.

Sie geht davon aus, dass sich die wenigsten der Westafrikanerinnen an offensichtlichen Orten wie der Helenenstraße prostituieren. Der Großteil gehe der Tätigkeit in den rund 250 so genannten Model-Wohnungen in ganz Bremen nach. „Kontrolle ist dort viel schwieriger als in gemeldeten Bars und Bordellen“, sagt Wulf-Lengner. AG