Geplanter Verschleiß

ELEKTROGERÄTE Viele Produkte gehen schnell kaputt, denn die Hersteller wollen es laut einer Studie so

BERLIN taz | Die Garantie ist gerade erst abgelaufen – und schon ist der neue Staubsauger kaputt. Warum haben so viele Alltagsgegenstände früher länger gehalten? Diese Frage stellen sich nicht nur viele VerbraucherInnen, sondern auch ein Gutachten im Auftrag der Grünen, das gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Die Untersuchung legt den Schluss nahe, dass hinter der kurzen Lebensdauer von elektronischen Geräten Methode steckt. Hersteller würden bewusst durch eingebaute Schwachstellen die Lebensdauer ihrer Produkte verkürzen, so die Autoren der Studie. Da die Marktnischen für viele Produkte besonders eng ist, würden besonders Elektronikhersteller ihre Kunden durch andere Tricks zum Kauf neuer Geräte anregen. Die Studie nennt zahlreiche Beispiele: Fest eingebaute Akkus in Notebooks, die sich nicht auswechseln lassen, Zähler bei Druckern, die nach einer bestimmten Seitenzahl eine Fehlermeldung anzeigen, minderwertige Einzelteile oder falsche Angaben über die Reparaturfähigkeit.

Der frühzeitige Verschleiß der Geräte verursache nicht nur hohe Kosten, sondern auch immense Müllberge, sagt Dorothea Steiner, umweltpolitische Sprecherin der Grünen. Nicole Maisch, Verbraucherpolitikexpertin der Partei, ergänzt: „Angesichts wachsender giftiger Elektroschrottberge und der Verknappung seltener Rohstoffe ist geplante Obsoleszenz eine ökonomische und ökologische fatale Einbahnstraße.“ Obsoleszenz ist der Fachbegriff für das Altern von Produkten.

Die gesellschaftlichen Kosten dieser Praxis liegen laut Untersuchung im mehrstelligen Milliardenbereich. Die Grünen fordern deshalb schärfere Vorschriften für die Hersteller von Elektrogeräten sowie die Überarbeitung des Garantierechts.

Die Branche wies die Vorwürfe zurück. „Ein Verbraucher, dessen Waschmaschine schon nach relativ kurzer Zeit kaputtgeht, wird das nächste Gerät sicherlich von einem anderen Hersteller kaufen“, so der Zentralverband für Elektrotechnik und -industrie. MICHAELA ZISCHEK