Nur ganze drei Stimmen gegen die Kolonialmacht

FALKLANDINSELN Die BewohnerInnen der umstrittenen Inseln wollen Briten bleiben

BERLIN taz | In einem zweitägigen Referendum haben sich die BewohnerInnen der seit 1833 von Großbritannien kontrollierten Falklandinseln im Südatlantik – von Argentinien beansprucht und Malwinen-Inseln genannt – für den Status quo als britisches Überseegebiet ausgesprochen. Wahlberechtigt bei der von der Inselverwaltung organisierten Abstimmung waren 1672 InselbewohnerInnen, bei 92 Prozent Wahlbeteiligung wurden von 1517 Stimmen nur drei Neinstimmen abgegeben.

Das Referendum zeige, dass „die Falklandinseln britisch sind und britisch bleiben wollen“, sagte der britische Premierminister David Cameron und forderte Argentinien auf, dasSelbstbestimmungsrecht der Inselbevölkerung anzuerkennen. Argentiniens Regierung verurteilte die Abstimmung als „illegal“ und „sinnlos“. Man respektiere, dass die BewohnerInnen Briten sein wollen, „aber das Gebiet, das sie bewohnen, ist es nicht“, sagte Argentiniens Botschafterin in London, Alicia Castro.

Damit spricht sie aus, was laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr 89 Prozent der ArgentinierInnen denken: Sie unterstützen den argentinischen Anspruch auf die dünnbesiedelte Inselgruppe 400 Kilometer vor Feuerland. In Großbritannien wird dieser Anspruch unter Verweis auf den Willen der Inselbevölkerung zurückgewiesen.

1982 hatte Argentiniens Militärjunta die Inseln besetzt. Britische Truppen schlugen die Argentinier zurück, mehr als 1.000 Menschen starben im Falklandkrieg, der das Ende der argentinischen Militärdiktatur einläutete. Danach erhielten alle InselbewohnerInnen die britische Staatsbürgerschaft, und die britische Truppenpräsenz wurde erhöht – auf heute rund 1.500 Mann.

Seit Öl rund um die Inseln gesucht wird, hat Argentinien den Fall mehrfach vor die UN-Dekolonisierungskommission getragen. Die Kommission und die UN-Generalversammlung forderten Direktverhandlungen beider Regierungen über den Status der Inseln. Die britische Regierung lehnt Verhandlungen ohne Einbeziehung der InselbewohnerInnen ab.

Die britische Betonung des Selbstbestimmungsrechts kommentiert die argentinische Presse mit Hohn: Die britische Kolonialmacht habe dieses Prinzip zu oft mit Füßen getreten, um sich jetzt darauf berufen zu können.BERND PICKERT