Im Kaffeesatz der Zahlen

ARBEITSMARKT Die Zeit ist kurz, die Hoffnung lang: Bremer Arbeitslosenzahl stabilisiert sich – allerdings auf hohem Niveau und mit Unwägbarkeiten

Agentur-Chef Stern schöpft Hoffnung aus Tendenz zur Stabilisierung

Ein paar neue Jobs hat die Krise auch geschaffen. Fünf etwa, in der Bremer Arbeitsagentur, um die Kurzarbeits-Antragsflut zu bewältigen. Rund 500 bremische Unternehmen haben laut Agentur-Chef Hans-Uwe Stern derzeit Kurzarbeit angemeldet, allein 77 davon im vergangenen November.

Fast die gesamte Transport- und Logistikbranche vermeidet auf diese Weise derzeit Entlassungen. Dabei ist das Verfahren nicht unkompliziert: Alle müssen nachweisen, dass ihre Auftragsrückgänge eine Folge der schlechteren Konjunktur sind – und sie die nötigen Selbstleistungen wie Überstundenabbau bereits erbracht haben. Und das muss natürlich überprüft werden.

„Wir gehen auch für Stichproben in Unternehmen“, so Stern, die Missbrauchsquote sei allerdings in Bremen „nach unseren Erkenntnissen gering“: Ein Fall wurde der Staatsanwaltschaft zwecks Ermittlungen übergeben, in einem weiteren ein Ordnungswidrigkeitsverfahren angestrengt. Weitere Unregelmäßigkeiten seien eher dem komplizierten Verfahren anzulasten: Ob und wie im Krankheitsfall oder für Urlaubstage die Kurzarbeitsregelungen greifen, „ist nicht immer so ganz einfach zu bestimmen“.

Der Ansturm auf die Kurzarbeiterregelung einerseits und ein ordentliches Weihnachtsgeschäft andererseits haben sich stabilisierend auf die Arbeitslosenstatistik ausgewirkt: So seien Neueinstellungen von Zeitarbeitsfirmen zu vermelden gewesen, hieß es gestern. Insgesamt waren im Dezember im Lande Bremen 37.134 „zivile Erwerbspersonen“, wie sie im Agentur-Slang heißen, arbeitslos gemeldet – macht eine Quote von 11,5 Prozent und damit kaum mehr als im November, aber gut 9 Prozent höher als im Vorjahr.

Stern deutet den dünnen Kaffeesatz dieser „Stabilisierungstendenz“ als Zeichen der „Hoffnung auf ein Ende des Abschwungs“. Indessen bleiben Unschärfen in der Erfassung: So bezieht die Arbeitslosenziffer „vorruhestandsähnliche Regelungen“ ebenso wenig ein wie Menschen in „Eignungsfeststellungs-Maßnahmen“. Problematisch zudem die Zahl derer, die als „nah am Arbeitslosenstatus“ gelten – sprich: Sie nehmen Arbeitsgelegenheiten wahr – vulgo Ein-Euro-Jobs – oder die Agentur hat sie in die Weiterbildung umgeleitet. Im Bericht tauchen sie unter der Rubrik „Unterbeschäftigung“ auf. Allein im Agentur-Bezirk Bremen betrifft das fast 8.000 Menschen und damit beinahe 5.000 mehr als noch 2009. Zudem bleibt das Zahlentableau ohne die Kurzarbeiterzahlen lückenhaft: Diese sind aber laut Stern noch nicht ausgewertet. Sie werden nur im Vierteljahresrhythmus gemeldet. BES