Dreister Handel mit Altfleisch

Überführte Firma versuchte, Handel mit verdorbenem Fleisch fortzusetzen

FRIEDRICHSHAFEN taz ■ Fassungslosigkeit herrscht bei Lebensmittelkontrolleuren und im Landratsamt Friedrichshafen am Bodensee: Auch nachdem sie vergangenen Mittwoch in einem Großhandelsbetrieb in Tettnang 2,5 Tonnen „Gammelfleisch“ sicherstellten, versuchte die Firma am Wochenende, Gammelfleisch an ahnungslose Kunden auszuliefern. Das zum Teil grau-grün schillernde Rindfleisch befand sich in einem Kühllastwagen der Firma und war von den Kontrolleuren bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckt worden.

Am Montagmittag bestätigte einer Sprecherin des Landratsamtes, dass der versuchte Weiterverkauf von verdorbenem Fleisch „im Wissen und mit Wollen des Betriebsinhabers erfolgt ist“. Mehrere Gastwirte haben nach Behördenangaben wiederholt von der besagten Firma fragwürdiges Fleisch bekommen und dieses Fleisch zurückgegeben. Die Behörden wurden über diese Fälle offenbar aber nicht informiert.

Ein Insider aus dem Bodenseekreis, zuständig für die Qualitätskontrolle einer Metzgereikette, sagte gegenüber der taz, dass die ganze Branche längst über den Großhändler informiert sei. „Der hat doch Dumpingpreise gemacht, da konnte kein anderer mithalten.“ In der Hochsaison für Grillfleisch habe dieser Betrieb Schweinefleisch für drei Euro das Kilo verkauft, eine gute Metzgerei mit entsprechender Qualitätskontrolle hat dieses Fleisch für knapp fünf Euro eingekauft. Udo Krug, Geschäftsführer einer Metzgereikette im Bodenseeraum, sagte: „Trotz Preisdruck darf es nicht zu einem solchen Verbraucherbetrug kommen.“ Nach den jüngsten Funden wurde der Betrieb durch das Landratsamt versiegelt und die Ausübung des Gewerbes bis auf Weiteres untersagt.

KLAUS WITTMANN