Christian Buss Der Wochenendkrimi
: Mit Tempo 200 zur Erkenntnis

Vater ist tot. Das ist für den Millionärssohn Balthasar Staupen (Matthias Schweighöfer) allerdings kein Grund zum Trübsalblasen. Im Gegenteil, als er den Alten erschlagen im heimatlichen Schloss vorfindet, sammelt er erstmal die Beweisstücke auf, die den Täter verraten hätten und bringt ihm diese zu Hause vorbei. Schließlich will er sich von Herzen bei Rolf Herken (Milan Peschel), der den Millionär im Streit mit einem mittelalterlichen Kampfgerät erschlagen hat, bedanken.

Der ist relativ perplex über die Freudenbekundungen des anderen – und kann sich auch nicht mit dessen Vorschlag anfreunden: Denn Balthasar hat noch große Pläne. Vater Staupen, das Schwein, ist tot. So weit, so gut. Aber was ist mit Onkel Staupen, dem brutalen Zuhälter? Und mit Tante Staupen, der rücksichtslosen Kapitalistensau? Wenn man schon beim Aufräumen sei, so der junge Staupen, sollte man gleich noch die anderen Verbrecher der Familie beseitigen.

Eine sonderbare Schicksalsgemeinschaft hat sich da zusammengefunden. Der phlegmatische Millionärsspross, der vom Morden träumt und doch nicht mal sein Hemd richtig zuknöpfen kann, trifft auf den energiegeladenen Verlierertypen, den er zum Vollstrecker seines pathologischen Hasses erwählt. Und die Moral von der Geschicht? An simplen ethischen Leitlinien sind Regisseur Florian Schwarz und Autor Michael Proehl nicht interessiert. Dafür tauchen sie rigoros in die Logik des Mordens ein: Der Hass des Jungschnösels und die Liebe des überforderten Vaters ergeben ein höchst effizientes Gemisch.

Umso bemerkenswerter, wie die Filmemacher ihrer ohne jeden aufklärerischen Gestus ausgebreiteten Mordgroteske am Ende unverhofft einen Dreh ins Pädagogische geben. Nur so viel: In Form eines mit 200 Stundenkilometer gegen die Wand gesetzten Porsche kracht dann doch noch die Moral in die Geschichte. Tut weh, dieser „Tatort“.

Frankfurt „Tatort: Weil sie böse sind“, So., 20.15 Uhr, ARD