Obdachlosen-Hetze sollte Satire sein

KAMPAGNE Die „Initiative Sauberes Hamburg“ hetzte im Netz gegen Obdachlose. Jetzt stellt der Initiator, eine Spielefirma, die Aktion als Satire dar. Das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ ist nicht amüsiert

Das Rätsel um die Internetseite „Sauberes Hamburg“, die mit provokanten Parolen gegen Obdachlose hetzte, ist gelöst. Wie Spiegel Online berichtet, stehen hinter der Internetseite Marius Follert und Niels Wildung, die mit ihrer Hamburger Spielefirma Farbflut Entertainment schon 2008 mit einer ähnlichen Aktion Schlagzeilen gemacht hatten, dem so genannten „Pennergame“.

Auf der Internetseite „Sauberes Hamburg“ stand unter anderem, Obdachlose würden stundenlang Pfandrückgabeautomaten blockieren und Straßen beschmutzen, wenn sie Mülleimer durchwühlten. Es sei dabei nicht um Hetze gegangen, sondern darum, etwas für die Obdachlosen zu tun, sagte Follert Spiegel Online: „Unser Feind ist die Obdachlosigkeit, es sind nicht die Obdachlosen.“

Die Initiatoren hätten sich über die Vertreibung der Obdachlosen vom Hamburger Hauptbahnhof durch die Deutsche Bahn geärgert. Doch weil die öffentliche Empörung über den Umgang mit den Obdachlosen ausblieb, hätten sie gedacht, dass es Zeit sei, auf das Verhalten der Stadt Hamburg hinzuweisen und eben einen unkonventionellen Weg gewählt.

„Satire ist oft schmerzhaft bissig“, schreiben die Initiatoren in einer Pressemitteilung. Es brauche manchmal unorthodoxe Ansätze, um Menschen wachzurütteln. Und man sei bewusst an die Schmerzgrenze gegangen. Weiterhin fordern sie dazu auf, eine von ihnen gestartete Online-Petition zu unterschreiben, die den Hamburger Senat zwingen soll, sich fraktionsübergreifend mit der Problematik Wohnungsnot und Obdachlosigkeit auseinanderzusetzen.

Das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt findet diese Form des Aktivismus nicht gut. „Diese Satire war und ist geschmacklos“, sagt Hinz&Kunzt-Sprecher Stephan Karrenbauer. „Uns ist nicht jedes Mittel recht, um auf Obdachlosigkeit in Hamburg aufmerksam zu machen.“ Karrenbauer vermutet, dass „Farbflut Entertainment versucht, mit dieser Folgeaktion zum ‚Pennergame‘ neue Spieler zu gewinnen, um mehr Profit zu machen.“  STE/KLI